Herkunft — Unser Wissen über das Leben, auch über Einzelheiten der Geschichte der Sinti und Roma in der Vergangenheit ist sehr begrenzt, da es fast keine eigenen Schriftquellen gibt. Fast alle Informationen wurden Jahrhunderte lang von Nicht-Sinti und -Roma gesammelt und weitergegeben, zum Teil aber auch nur abgeschrieben.
Vieles liegt hier im Dunkeln. Seit dem späten 18. beziehungsweise frühen 19. Jahrhundert ist aufgrund linguistischer Studien die Herkunft als gesichert anzusehen. Die Vorfahren der heute in Europa lebenden Roma und Sinti stammen ursprünglich aus Indien beziehungsweise dem heutigen Pakistan. Sie wanderten seit dem 8.
bis 10. Jahrhundert über Persien, Kleinasien oder den Kaukasus (Armenien), schließlich im 13. und 14. Jahrhundert über Griechenland und den Balkan nach Mittel-, West- und Nordeuropa; und von dort aus auch nach Amerika. Möglicherweise gab es einen weiteren Migrationsweg über Nordafrika nach Spanien.
Woher kommen die meisten Roma?
Ursprünglich kamen sie aus Indien, von wo sie mehrere Jahrhunderte lang Richtung Westen wanderten. Hier wurden sie schon vor Jahrhunderten systematisch diskriminiert und verfolgt.
Was ist der Unterschied zwischen Roma und Sinti?
Erläuterungen zum Begriff „Zigeuner» „Zigeuner» ist eine von Klischees überlagerte Fremdbezeichnung der Mehrheitsgesellschaft, die von den meisten Angehörigen der Minderheit als diskriminierend abgelehnt wird – so haben sich die Sinti und Roma nämlich niemals selbst genannt.
- Die Durchsetzung der Eigenbezeichnung Sinti und Roma im öffentlichen Diskurs war von Anfang an ein zentrales Anliegen der Bürgerrechtsbewegung, die sich vor allem seit Ende der Siebzigerjahre in der Bundesrepublik formierte.
- Dadurch sollte zugleich ein Bewusstsein für jene Vorurteilsstrukturen und Ausgrenzungsmechanismen geschaffen werden, die im Stereotyp vom „Zigeuner» ihre Wurzeln haben.
„Sinti» bezeichnet die in Mitteleuropa seit dem ausgehenden Mittelalter beheimateten Angehörigen der Minderheit, „Roma» jene ost- bzw. süd-osteuropäischer Herkunft. Die nationalen Sinti- und Roma-Gemeinschaften sind durch die Geschichte und Kultur ihrer jeweiligen Heimatländer stark geprägt.
- Dies hat sich auch in der Sprache der Sinti und Roma, dem Romanes, niedergeschlagen: Durch die Aufnahme von Lehnwörtern aus der jeweiligen Landessprache haben sich in den verschiedenen Staaten Europas über die Jahrhunderte unterschiedliche Romanes-Sprachen herausgebildet.
- Außerhalb des deutschen Sprachkreises wird „Roma» – oder einfach „Rom» (das bedeutet „Mensch») – auch als Sammelname für die gesamte Minderheit verwendet.
In Deutschland bilden Sinti seit jeher die größte Gruppe, daher wird hier die Bezeichnung „Sinti und Roma» bevorzugt. Allerdings gibt es auch deutsche Roma, die – vergleichbar den so genannten Ostjuden – bereits im Kaiserreich und in der Weimarer Republik in das damalige Deutsche Reich eingewandert sind (im Unterschied zu den Roma, die in jüngerer Zeit als Bürgerkriegsflüchtlinge nach Deutschland gekommen sind).
Während die Zahl der in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland und Österreich lebenden Sinti und Roma auf lediglich 25.000 bis 30.000 Menschen geschätzt wird, bilden Roma in den osteuropäischen Staaten, insbesondere in Rumänien und Bulgarien, zahlenmäßig z.T. viel größere Minderheiten. Die Begriffe Sinti und Roma sind nicht, wie häufig unterstellt, „politisch korrekte» Erfindungen der Bürgerrechtsbewegung, sondern tauchen in Quellen bereits seit dem 18.
Jahrhundert auf. Seit vielen Jahren werden die Eigenbezeichnungen „Roma» bzw. für den deutschen Sprachraum „Sinti» auch in den internationalen Organisationen (OSZE, Europarat, Europäische Union, UNO) offiziell geführt. So gibt es bei der OSZE seit Beginn der Neunziger Jahre den „Contact Point for Roma and Sinti Issues».
Die Bezeichnung „Zigeuner» hingegen ist untrennbar verbunden mit rassistischen Zuschreibungen, die sich, über Jahrhunderte reproduziert, zu einem geschlossenen und aggressiven Feindbild verdichtet haben, das tief im kollektiven Bewusstsein verwurzelt ist. Ab dem 16. Jahrhundert setzte sich in Deutschland die (irrige) Auffassung durch, „Zigeuner» sei abgeleitet von „Ziehgauner».
Auch in einem der ersten Lexikonartikel zum Stichwort „Zigeuner», 1848 im Brockhaus erschienen, wird dieser Zusammenhang explizit hergestellt. Dort findet man die ganze Palette negativer Stereotypen über unsere Minderheit aufgelistet, bis hin zu der Behauptung, „Zigeuner» würden Kinder stehlen.
Noch in der 2. Auflage des Dudens sinn- und sachverwandter Wörter aus dem Jahr 1986 wird unter dem Stichwort „Zigeuner» auf die Begriffe „Abschaum» und „Vagabund» verwiesen. Wer dafür plädiert, den Ausdruck „Zigeuner» als Sammelbezeichnung „wertneutral» zu verwenden, blendet nicht nur diesen historischen Kontext aus.
Er ignoriert auch völlig den heutigen Gebrauch in der Umgangssprache, in der „Zigeuner» immer noch als Schimpfwort benutzt wird: In den einschlägigen rechtsextremistischen Internetforen gehört dieser Begriff, samt den dazu gehörigen verleumderischen Inhalten, ebenso zum gängigen Vokabular wie in Fußballstadien, wo Fans gegnerische Mannschaften mit „Zigeuner» oder „Zigeunerpack» beschimpfen.
- Das von bösartigen Vorurteilen einerseits und romantischen Klischees anderseits bestimmte Bild vom „Zigeuner», das in unzähligen Romanen, Filmen und Operetten vervielfältigt wurde (und immer noch wird), hat sich längst verselbständigt.
- Als schillernde Projektionsfläche sagt es viel über die Fantasien, Ängste und Wünsche derer aus, die es benutzen.
Mit der Lebensrealität der Sinti und Roma hat es schlicht nichts gemein. Die Eigenbezeichnung Sinti und Roma ist wesentlicher Teil unserer Identität als Minderheit. In unserer pluralistischen Gesellschaft sollte dieses ureigenste Recht auf Selbstbestimmung respektiert werden. Obwohl nationale wie auch internationale gesetzliche Instrumentarien umfassende Schutzmöglichkeiten vor Diskriminierung vorsehen, sind rassistische Diskriminierungen ebenso wie Diskriminierungen wegen des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität in Deutschland und Europa nicht nur eine Randerscheinung, sondern zählen zur Alltagserfahrung.
Der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Silvio Peritore, im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Das Interview führte Rainer Leurs. Erschienen am 15. August 2013, Die Debatte um die Inschrift des Holocaust-Denkmals für die ermordeten Sinti und Roma ist weit mehr als ein Streit um Worte: Die Verwendung des Begriffs „Zigeuner» käme einer erneuten Stigmatisierung,
: Erläuterungen zum Begriff „Zigeuner»
Ist Roma eine Nationalität?
Rechtliche und staatlich-politische Anerkennung in Deutschland — Seit Ende der 1990er Jahre sind vier nationale Minderheiten in der Bundesrepublik Deutschland anerkannt, nachdem die Bundesrepublik 1997 das Rahmenübereinkommen des Europarats zum Schutz nationaler Minderheiten und 1998 die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen ratifizierte: Dänen, Friesen, Sorben und „die deutschen Sinti und Roma».
- Der Schutz als nationale Minderheit erstreckt sich demnach nur auf Sinti und Roma deutscher Staatsangehörigkeit.
- Er ist zudem nach dem Abstammungsprinzip eingeschränkt auf die „Alteingesessenen», schließt also die Roma deutscher Staatsangehörigkeit mit familiärer Herkunft aus Südosteuropa oder Spanien nicht ein.
Am 14. November 2012 hat Schleswig-Holstein als erstes Bundesland die deutschen Sinti und Roma neben den Dänen und Friesen als Minderheit in die Landesverfassung aufgenommen.22 Jahre kämpfte der Verband Deutscher Sinti und Roma e.V. – Landesverband Schleswig-Holstein mit seinem Landesvorsitzenden Matthäus Weiß um die Anerkennung als Minderheit.
- In dieser Zeit wurden sechs Anträge zur Verfassungsänderung in das Landesparlament eingebracht.
- Fünfmal scheiterten sie an der notwendigen Zweidrittelmehrheit. Am 23.
- August 2012 brachten die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, SPD, die Abgeordneten des SSW und die Fraktionen von Piraten und FDP erneut einen Gesetzentwurf zur Änderung der Verfassung des Landes Schleswig-Holstein ein.
Der Landtag überwies diesen durch Plenarbeschluss an den Innen- und Rechtsausschuss und mitberatend an den Europaausschuss. Nachdem der Ausschuss dem Landtag bei Enthaltung der Stimmen der Fraktion der CDU die unveränderte Annahme des Gesetzentwurfs empfahl, wurde der Beschluss über die Änderung der Landesverfassung am 14.
- November 2012 in der Plenarsitzung des Landtages Schleswig-Holstein einstimmig gefasst.
- Nach vorhergehenden Bedenken stimmte schließlich auch die CDU-Fraktion zu.
- In Artikel 5 der Verfassung des Landes Schleswig-Holstein heißt es nun: „Die nationale dänische Minderheit, die Minderheit der deutschen Sinti und Roma und die friesische Volksgruppe haben Anspruch auf Schutz und Förderung.» In Baden-Württemberg unterzeichneten 2013 Daniel Strauß in Vertretung des Verbands Deutscher Sinti und Roma Landesverband Baden-Württemberg und Ministerpräsident Winfried Kretschmann für das Land Baden-Württemberg einen Staatsvertrag, der unter anderem die Kooperation zwischen Land und Minderheit stärken, den Dialog mit Sinti und Roma Baden-Württembergs auf eine verlässliche gesellschaftspolitische Grundlage stellen, diese verbreitern, sowie gemeinsames Vorgehen gegen Antiziganismus begründen soll.
Er legt dazu eine verbindliche Förderung fest. Dieser Staatsvertrag wurde vom Landtag im selben Jahr verabschiedet.
Sind alle Rumänen Roma?
Begriff — Im Gegensatz zum deutschen Sprachraum, wo die Bezeichnungen „ Roma » und „ Sinti und Roma » miteinander konkurrieren, wird in Rumänien als Sammelkategorie für die große Zahl unterschiedlicher Subgruppen, zu denen Sinti nicht gehören, allein der Begriff „Roma» (auch in der Schreibweise „Rroma») verwendet.
Daneben tritt die rumänische Fremdbezeichnung țigani ( Zigeuner ), die es im Romanes nicht gibt, auch als Selbstbezeichnung auf; in welchem Umfang, ist nicht wissenschaftlich untersucht. Seit Ende der 1990er Jahre ist in amtlichen rumänischen Dokumenten von „Roma» die Rede. Dies stieß auf erheblichen Widerspruch in Politik und Gesellschaft.
Rumänische Nationalisten eröffneten 2009 eine Kampagne für ein Gesetz zur Wiedereinführung von țigani und zur Beseitigung von roma, Damit waren sie nicht erfolgreich, aber 2010 kündigte die Liberaldemokratische Partei, Regierungspartei und Mitglied der Europäischen Volkspartei, eine ganz ähnliche Gesetzesinitiative an.
Ziel sei „der Schutz der Rumänen in den zigeunerfeindlichen Regionen, da die schlechte Behandlung und negative Diskriminierung der Roma ungerechtfertigterweise auch Rumänen betreffen könnte». In dieser Sicht wird die Minderheit der Roma nicht zur rumänischen Bevölkerung gerechnet. Begründet wird die Ablehnung des Begriffes „Roma» meist mit einer Verwechslungsgefahr zwischen „Roma» und „Români» (= Rumäne ).
Für den rumänischen Präsidenten Traian Băsescu war die Änderung der Bezeichnung „Zigeuner» in „Roma» ein „großer politischer Fehler». Băsescu erklärte, dass die Rumänen in ganz Europa mit den Roma verwechselt würden. Die Aussage löste bei zahlreichen zivilgesellschaftlichen Organisationen Empörung über die Implikation aus, dass die Roma keine Rumänen seien.
- Sie führte zu einer Protestdemonstration in der rumänischen Hauptstadt.
- Das Kultur- und das Außenministerium, die Roma-Nationalagentur, das Generalsekretariat der Regierung, die Abteilung für interethnische Beziehungen und der Nationalrat für die Bekämpfung der Diskriminierung widersprachen unter Berufung auf eine EU-Richtlinie aus dem Jahr 2000.
Das Ziel, so das Außenministerium, einer begrifflichen Trennung zwischen „Rumänen» und „Roma» werde ohnehin verfehlt, weil man in anderen Staaten weiterhin bei „Roma» bleiben werde. Am Ende lehnte der rumänische Senat die offizielle Umbenennung in țigani 2011 ab.
Eine „wenig ethnisch orientierte Beachtung» finden Beiträge von Roma zur Hochkultur, wenn ihnen öffentliche Ehrung zukommt wie im Falle des hoch angesehenen Jazzpianisten Johnny Răducanu, dem allgemein die Zuschreibung „Rumäne» gewährt wird. Sie treten dann auch des Öfteren als repräsentative Kulturbotschafter ihres Landes in den Blick.
Seit Mitte der 1990er Jahre wurde – auf Vorschlag von Roma-Vertretern – die orthographische Neuschöpfung „Rroma» (Singular) bzw. „Rromi» (Plural) eingeführt, um dem Argument der Verwechslungsgefahr entgegenzutreten und eine Rückkehr zum Begriff „Zigeuner» zu vermeiden.
- Die Form „Rroma» wird von rumänischen Behörden nur sporadisch verwendet, hat aber teilweise Eingang in die internationale wissenschaftliche Literatur gefunden.
- Die Roma-Minderheit bildet auch in Rumänien kein homogenes „Volk», da es zu keinem Zeitpunkt politisch gesteuerte und gesellschaftlich verankerte Prozesse der Volkskonstruktion gab wie im Fall der rumänischen (oder ungarischen) Mehrheitsbevölkerung.
Sie ist bis heute in zahlreiche Gruppen fragmentiert geblieben. Ihre Sprecher betonen die jeweilige Eigenständigkeit, die Gruppen distanzieren sich voneinander. In Selbstverständnis und Gruppenbezeichnung beziehen sie sich dabei nach wie vor auf die inzwischen historischen gruppentypischen Wirtschaftsweisen.
Wie erkennt man einen Roma?
Wer sind Sinti und Roma? Ein historischer Abriss Sinti und Roma leben seit Jahrhunderten in Europa. In ihren jeweiligen Heimatländern bilden sie historisch gewachsene Minderheiten, die sich selbst ‚Sinti‘ oder ‚Roma‘ nennen. Als ‚Sinti‘ werden die Angehörigen der Minderheit bezeichnet, die sich vorwiegend in West- und Mitteleuropa angesiedelt haben, ‚Roma‘ leben zumeist in ost- und südosteuropäischen Ländern.
- Außerhalb des deutschen Sprachraums wird ‚Roma‘ als Name für die gesamte Minderheit verwendet.
- Der Begriff ‚Zigeuner‘ hingegen ist eine in seinen Ursprüngen bis ins Mittelalter zurückreichende Fremdbezeichnung der Mehrheitsbevölkerung und wird von der Minderheit als diskriminierend abgelehnt.
- Wird er im Kontext historischer Quellen verwendet, so sind die hinter diesem Begriff stehenden Klischees und Vorurteile stets mit zu bedenken.
Etymologisch ist der Begriff nicht eindeutig ableitbar. Er beinhaltet sowohl negative als auch romantisierende Bilder und Stereotypen. Daher ist der Begriff zuallererst ein Konstrukt. Um 1300 n. Chr. rief Osman I. zum Glaubenskampf gegen die Byzantiner auf.
Er verdrängte Byzanz aus West-Kleinasien und legte den Grundstein zum Osmanischen Reich. Betroffen war auch die Region um das Punjab-Tal, das Urheimatgebiet der Roma. Sein Sohn Orhan organisierte die Verwaltung des neuen Staates und gründete aus Sklaven die Janitscharenarmee, die zum Großteil aus christlich geprägten Sinti bestand.
Auch wenn die Roma, meist moslemischen Glaubens, größtenteils gesellschaftlich integriert waren, mussten auch sie Kontingente für die Armee stellen. Mitte des 14. Jahrhunderts drang die türkische Armee in Europa ein. Kurz darauf tauchten die ersten Roma in Serbien auf, die aus der Sklaverei flüchteten.
Die Familien der Roma wurden zwischen den Fürstentümern, den Großgrundbesitzern und den Kirchen im gesamten Balkangebiet aufgeteilt. Jeder, der Land besaß, hatte häufig auch ‚Roma-Sklaven‘. So flohen die Roma erneut aus ihrer Versklavung und gelangten Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts auch nach Mitteleuropa.
Schon damals begegnete man ihnen aber auch dort mit Misstrauen. Sie wurden für Vogelfrei erklärt, in Dekreten rief man die Bevölkerung dazu auf, sie zu verfolgen und zu töten. Man verweigerte ihnen das Niederlassungsrecht und erlaubte ihnen nicht, regelmäßigen beruflichen Tätigkeiten nachzugehen.
Jahrhundertelang wurden sie so zur Flucht getrieben – zur Fluchtwanderung. Da sie an vielen Orten in West- und Mitteleuropa nicht willkommen waren, aber über keinen anderen Zufluchtsort verfügten, mussten sich viele in Wäldern verstecken. Die Zufluchtsgebiete wurden so, trotz schlechter Lebensbedingungen, im Laufe der Zeit doch zur Heimat.
Die Politik der Regierungen blieb ihnen gegenüber von Widersprüchlichkeiten geprägt: Auf der einen Seite gab es Erlasse, die den Sinti und Roma den Zuzug in Städte und Gemeinden verboten. Auf der anderen Seite kritisierten sie stets die ‚nomadisierende Lebensweise‘, zu der diese Erlasse die ganze Volksgruppe erst zwangen.
- In Deutschland sind Sinti und Roma seit über 600 Jahren beheimatet.
- Die etwa 70.000 hier lebenden deutschen Sinti und Roma sind eine nationale Minderheit und Bürgerinnen und Bürger dieses Staates.
- Neben Deutsch sprechen sie als zweite Muttersprache die Minderheitensprache Romanes, auch Romani genannt, die weltweit von fast sechs Millionen Menschen gesprochen wird.
Anhand von sprachwissenschaftlichen Untersuchungen wurde auch die Herkunft der Sinti und Roma aus Indien nachgewiesen, denn das Romanes ist mit der altindischen Hochsprache Sanskrit verwandt. In den jeweiligen Heimatländern der Sinti und Roma entwickelten sich im Laufe der Jahrhunderte vor allem durch der Einfluss der Sprache der jeweiligen Mehrheitsbevölkerung über 100 unterschiedliche Romanes-Dialekte; so auch bei den deutschen Sinti.
Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts wurden Sinti und Roma in fast allen europäischen Ländern urkundlich erwähnt; in Deutschland erstmals 1407 in der Bischofsstadt Hildesheim. Bereits 1446 verlieh der Rat der Stadt Frankfurt einem „Heincz von Mulhusen zyguner» das Bürgerrecht. In dieser Zeit standen die Angehörigen der Minderheit anfangs noch unter dem Schutz der deutschen Obrigkeit, die ihnen ‚Schutzbriefe‘ ausstellte.
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts jedoch, als die spätmittelalterliche Gesellschaft an der Schwelle zur frühen Neuzeit eine Phase des politischen und sozialen Umbruchs erlebte, wurden Sinti und Roma wieder zunehmend unterdrückt und verfolgt. Die Zünfte untersagten ihnen die Ausübung von Handwerksberufen, aus zahlreichen Gebieten wurden sie vertrieben.
Dabei fällt auf, dass der Antiziganismus wie der Antisemitismus von Anfang an religiöse Aspekte aufwies, indem man ‚Zigeuner‘ als Heiden, Hexen oder gar als Verbündete des Teufels stigmatisierte. Wie die Juden, so wurden auch die Sinti und Roma in der Folge immer wieder zu Sündenböcken für alle möglichen Missstände gemacht.
Allerdings vermitteln die überlieferten Akten, in denen Sinti und Roma lediglich als Objekte staatlicher Maßnahmen erscheinen, ein einseitiges und verzerrtes Bild. Denn parallel zur Politik der Ausgrenzung hat es vor allem auf lokaler und regionaler Ebene vielfältige Formen eines normalen und friedlichen Zusammenlebens von Minderheits- und Mehrheitsbevölkerung gegeben.
- Aiserin Maria Theresia von Österreich-Ungarn verfügte in der zweiten Hälfte des 18.
- Jahrhunderts die ‚Sesshaftmachung‘ von ‚Zigeunern‘.
- Für die Kaiserin bedeutete dieses allerdings nicht allein die Gewährung eines Niederlassungsrechts.
- Sie verbot den Roma in Ungarn ihre Sprache zu sprechen, erlaubte nur eingeschränkte Eheschließungen und befahl, Roma-Kinder zwangsweise von ihren Eltern zu trennen, um sie für ungarische Eltern zur Adoption freizugeben.
Für die Roma bedeutete dies, dass jeder Niederlassungsversuch nunmehr mit der Gefahr verbunden war, sich von ihren Kindern trennen zu müssen, ihre Sprache, Kultur und ihre Familienstrukturen aufgeben zu müssen. In vielen Regionen Deutschlands wurde Maria Theresias ‚Zigeunerpolitik‘ übernommen.
Trotz der Abschaffung der Sklaverei in Europa wurden Roma weiter ausgegrenzt. Ohne Bildung und Beruf wurde ihnen das Recht sich niederzulassen weiterhin verweigert. Bettelten ihre Kinder um ein Stück Brot, galten sie sofort als unerwünscht und wurden wieder auf den Weg geschickt, vertrieben und abgeschoben.
Aus befreiten Sklaven waren Heimatlose geworden, die durch Europa zogen, nicht aus einem angeborenen Wandertrieb heraus, sondern weil niemand bereit war, sie aufzunehmen und sie nirgends über einen längeren Zeitraum geduldet wurden. Die Gründung des deutschen Reiches 1871 erlaubte die langfristige Koordinierung antiziganistischer Repressionen, die in der Weimarer Republik perfektioniert wurden.
Somit waren die Grundlagen für die dem Völkermord vorangehende Erfassung der Sinti und Roma seitens des NS-Staates geschaffen.1899 wurde in München eine zentrale Polizeidienststelle gegründet, deren Aufgabe ausschließlich die Überwachung von Sinti und Roma war.1926 wurde in Bayern das Gesetz ‚zur Bekämpfung der Zigeuner, Landfahrer und Arbeitsscheuen‘ erlassen.
Dieses Gesetz sollte es ermöglichen, deutsche Sinti für eine gewisse Zeit in so genannten ‚Arbeitshäusern‘ festzusetzen und ihre Kinder zwangsweise in Kinderheime einzuweisen. Ausländische und staatenlose Roma sollten nach dem Gesetz sofort abgeschoben werden.
- Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde 1938 die Münchner ‚Zigeunerdienststelle‘ in ‚Reichskriminalamt zur Bekämpfung des Zigeunerunwesens‘ umbenannt und es wurde mit der systematischen Erfassung der Roma und Sinti begonnen.
- Zu diesem Zweck wurde die so genannte ‚rassenhygienische Forschungsstelle‘ gegründet.
Die Leitung übernahm der Arzt Dr. Robert Ritter, der Sinti und Roma als ‚kriminelle und asoziale Rasse‘ betrachtete. Er unterstellte, dass die Roma und Sinti als Volk kriminelle Eigenschaften hätten, die genetisch vererbt würden. Die Kartei, die Ritter und seine Mitarbeiter erstellte, diente der Polizei dazu, die erfassten Familien zu verhaften und in die Konzentrationslager zu deportieren.
- Sinti und Roma: Ihre Geschichte und ihr Schicksal sind von den politischen Entwicklungen in Gesamteuropa geprägt worden.
- Sie besaßen nie einen eigenen Staat oder eine eigene Regierung, die sich für sie einsetzte.
- Während Hunderttausende Roma und Sinti den Kriegen zwischen den europäischen Staaten zum Opfer fielen, haben sie selbst nie einem anderen Volk den Krieg erklärt.
»Die Zigeunerfrage kann nur als gelöst betrachtet werden, wenn die Mehrheit der sozialen und nutzlosen Zigeunermischlinge in großen Arbeitslagern untergebracht worden ist und der Fortpflanzung dieser Mischlingsbevölkerung ein Ende bereitet ist. Nur dann werden die zukünftigen Generationen des deutschen Volkes von dieser Last befreit sein.« Dr.
Wie sagt man auf Zigeunisch Hallo?
Hallo! Servus! Tu mindig le busiha andi buti lades?
Warum ziehen Sinti und Roma umher?
Das «fahrende Volk» sollte sesshaft gemacht werden — (Einst) fahrende Völker wie die Roma haben Musikrichtungen und Tänze in ganz Europa stark beeinflusst. (Quelle: Wikipedia) Früher zogen viele Sinti und Roma mit ihren Wagen umher — zum einen, weil sie immer wieder aus den Städten, in denen sie lebten, vertrieben wurden.
Außerdem waren viele Sinti und Roma traditionelle Musiker oder übten Handwerksberufe wie Hufschmied, Besenbinder oder Kesselflicker aus. Diese Berufe konnte man nicht lange an einem festen Ort ausüben. Sie mussten also dorthin reisen, wo Bedarf an ihren Tätigkeiten bestand. Das Umherziehen war den Herrschern jedoch ein Dorn im Auge.
Sie wollten jederzeit wissen, wo sich die Bevölkerung aufhielt, um sie besser kontrollieren zu können. Deshalb gab es gegen Ende des 18. Jahrhunderts Versuche, das so genannte «Fahrende Volk» sesshaft zu machen. Ebenfalls in dieser Zeit entstand auch der Mythos von den «Zigeunern», die Kinder stehlen würden.
Was für eine Sprache sprechen Sinti?
Romanes-Sprecher können mindestens zwei Sprachen — In Europa waren Roma „Fremde». Von den Einheimischen unterschieden sie sich nicht zuletzt durch ihre eigene Sprache, dem Romanes, das mit dem indischen Sanskrit verwandt ist. Für die Identität der Roma-Gruppen ist die eigene Sprache wichtig, aber Romanes ist in keinem europäischen Land Amtssprache.
Im Laufe der Jahrhunderte und aufgrund der Wanderwege und der heutigen Heimatregionen seiner Sprecher hat das Romanes unterschiedliche Dialekte entwickelt – mehr als 100 sollen es sein. So spricht man zum Beispiel von einem „deutschen Romanes» oder einem „ungarischen Romanes». Die Verständigung gelingt auch unter Sprechern entfernter Dialekte, obwohl nie eine standardisierte Version der Sprache oder gar eine allgemeingültige Grammatik entwickelt wurde.
Sintitikes, die Sprache der Sinti in Deutschland, ist eine besondere Ausprägung des Romanes, die stark vom Deutschen geprägt wurde. Alle, die Romanes sprechen, sind zweisprachig, da sie immer auch die jeweilige Landessprache sprechen. Aber viele Roma haben im Verlauf der langen Geschichte, vor allem wegen Ausgrenzung und versuchter Zwangsassimilierung, ihre Sprache verloren.
Nach Schätzungen sprechen heute etwa drei Viertel der Roma Romanes als Muttersprache. Das Besondere am Romanes ist, dass es vor allem eine mündliche Sprache ist. In verschiedenen Regionen Europas gab und gibt es zwar Projekte und Vorhaben, Romanes zu verschriftlichen oder zu vereinheitlichen, wie zum Beispiel in Österreich oder auch in der Sowjetunion und in Polen.
Diese wurden allerdings ausschließlich von Nichtroma umgesetzt und meist auch ohne aktiv Sinti und Roma selbst einzubeziehen. Heute gibt es an der Universität Graz ein größeres Forschungsvorhaben.
Wie verdienen Roma Ihr Geld?
Rund 150 Menschen lebten dort, Roma, die ihr Geld als Tagelöhner, Bettler oder Zeitschriftenverkäufer verdienten. Das Haus ist bereits wieder bewohnt. Auch in anderen deutschen und österreichischen Städten gibt es Brachen und Abbruchhäuser, bei denen es ganz ähnlich abläuft.
Was bekommen Sinti und Roma Geld vom Staat?
— Das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg hat zum Ziel, die reiche Geschichte, Kultur und Gegenwart der nationalen Minderheit zu dokumentieren und zu erforschen. Zudem gibt es vielfältige Vermittlungs-, Bildungs- und Beratungsangebote mit dem Ziel der Integration der deutschen Sinti und Roma in die Gesellschaft bei Erhaltung ihrer kulturellen Identität.
Wo leben die meisten Roma auf der Welt?
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Wo leben die Roma heute?
Deutsche Sinti verbergen oft ihre Herkunft, weil sie Diskriminierung fürchten. Dabei sind die meisten integriert. In Rumänien und Teilen von Frankreich leben viele Roma hingegen am Rand der Gesellschaft. Audio herunterladen (26,6 MB | MP3) Die Sinti und Roma sind die größte Minderheit in Europa: zehn bis zwölf Millionen Menschen.
- Doch wie sie leben, wie ihr Alltag aussieht, ihre Sprache klingt, welche Traditionen sie pflegen, wissen viele nicht.
- Viele wissen nur, dass die Sinti und Roma verfolgt und ermordet wurden, unter den Nazis, aber auch anderswo.
- Wegen dieser Erfahrungen verbergen viele Sinti und Roma bis heute ihre Identität.
Doch ihre Geschichten sind mehr als Geschichten der Ausgrenzung. Es sind Geschichten über Anpassungsfähigkeit und Überlebenswillen, über Stolz und Lebensfreude, über einen Aufbruch in ein neues Selbstbewusstsein. Die Auschwitz-Überlebende Zilli Schmidt hat 2022 das Bundesverdienstkreuz für ihr Engagement als Zeitzeugin bekommen und trat auch danach noch öffentlich auf, um von ihrem bewegten Leben als Sinteza zu erzählen. Im Oktober 2022 starb Zilli Schmidt im Alter von 98 Jahren in Mannheim. SWR Tassilo Hummel / SWR
Woher stammen die Rumänen ab?
Völkerwanderung — Angesichts des Einfalls germanischer Völker zog sich die Verwaltung des römischen Reichs aus Dakien zurück. Die letzten Stellungen nördlich der Donau wurden während der Regierungszeit Aurelians (270–275) aufgegeben. Es folgten mehrere Wellen von Wanderungsbewegungen, darunter zunächst die der Westgoten und der Gepiden, dann im 7.
- Jahrhundert die der Slawen, überwiegend Siedler, die das Tiefland des heutigen Rumäniens kolonisierten.
- Sie kamen in Kontakt mit der dako-romanischen Bevölkerung, die noch im Hochland lebte, und wurden im Laufe eines jahrhundertelangen Zusammenlebens assimiliert.
- Auch viele Kriegerstämme zogen durch das rumänische Territorium, so die Hunnen, die Protobulgaren, die Magyaren im 9.
Jahrhundert und die Tataren im 13. Jahrhundert (siehe auch Völkerwanderung ). Es gibt keine schriftlichen Nachweise für die Existenz von „Proto-Rumänen» in der Gegend nördlich der Donau für das Jahrhundert nach Roms Rückzug aus Dakien. Es gibt aber wohl auch keinen Beweis für das Gegenteil.
Dieser Umstand ist Grund für eine jahrhundertelange Fehde um Siebenbürgen zwischen rumänischen und ungarischen Historikern, Einige Historiker behaupten, die Rumänen stammten tatsächlich nicht von den romanisierten Dakern ab, sondern kämen von südlich der Donau und hätten sich im heutigen Gebiet Rumäniens niedergelassen.
(Zu dieser Debatte siehe: Dako-romanische Kontinuitätstheorie,) Andere Historiker erklären das Fehlen schriftlicher Beweismaterialien mit dem Fehlen einer organisierten lokalen Verwaltung bis zum 12. Jahrhundert und dadurch, dass die Mongolen beim Plündern des Gebiets im Jahr 1241 jegliche existierenden Aufzeichnungen vernichtet hätten (siehe auch Nichtorganisierter Staat ).
Welche Sprache verstehen Rumänen?
Rumänisch lernen im Überblick —
Rumänisch wird von circa 34 Millionen Menschen gesprochen und ist die Amtssprache in Rumänien sowie Moldau.Das Lernen von Rumänisch bietet sowohl kognitive Vorteile als auch mögliche Pluspunkte bei deinen zukünftigen Arbeitgebern /-innen.Vor allem für Beginner /-innen ist es am besten, durch einen Sprachkurs den Einstieg in die neue Fremdsprache zu machen. Anschließend kannst du durch eigenständiges Lernen den dort erworbenen Grundstock ausbauen.Fremdsprachenkenntnisse aus dem Italienischen und Lateinischen können von Vorteil sein, sind aber keine Grundvoraussetzung zum Lernen von Rumänisch. Wichtig ist vor allem, dass du die nötige Motivation und Disziplin mitbringst.
Deine Sprachkenntnisse kannst du in Form von Sprachlevel angeben. Was das genau bedeutet und warum das für deinen lebenslauf wichtig ist, liest du hier. Verhandlungssicheres Englisch? Oder B1 Spanisch? Wie lassen sich Sprachlevel eigentlich am besten festlegen? Bei uns erfährst du mehr darüber, an welchen Richtlinien du dich orientieren kannst und was du am besten in den Lebenslauf schreibst. Du sitzt an deinem Lebenslauf und weißt nicht, wohin mit den Sprachkenntnissen? Und wie gibst du sie überhaupt an? Wie du Sprachlevel im Lebenslauf angibst, erfährst du hier. Du brauchst Englisch für die Uni oder für deinen Lebenslauf? Du möchtest wissen, wie du dein Level einschätzen und angeben kannst? All das lernst du hier bei uns! : ▷ Rumänisch lernen: Die wichtigsten Informationen!
Sind Rumänen Latino?
Der Genpool dürfte überwiegen osmanisch sein: jahrhundertelange Fremdherrschaft hinterlässt eben Spuren. Das gilt ebenso in Rumänien wie auch auf dem kompletten Balkan. Die Sprache ist lateinischen Ursprungs. Rumänen haben überhaupt kein Problem schnell italienisch zu erlernen.
War Elvis Presley ein Sinti und Roma?
Klischees zum Roma gibt es genug. Für ein paar realistische Einschätzungen waren wir mit drei junge Roma aus Wien feiern. Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt. Es ist Freitagabend, ich bin mit Freunden in einem Club und der DJ wechselt gerade den Song, es ertönt „ Talk Dirty To Me » von Jason Derulo. Unter dröhnendem Bass und bebender Tanzfläche brüllt mir mein Freund Samuel ins Ohr: „Ich freue mich immer auf die Stelle mit der Trompete, die stammt ursprünglich von einem Roma- Musiker!» Samuel Mago, Roma-Aktivist und Journalist, ist seine Roma-Identität sehr wichtig und versucht wo immer es geht, sich für Roma einzusetzten.
Zugegeben, als er bei unserem ersten Kennenlernen unter viel Erstsemestler-Smalltalk plötzlich meinte: „Übrigens bin ich eigentlich aus Budapest und Rom», war ich etwas verwirrt, da ich mit dem Begriff nicht viel anfangen konnte. Doch als er mir dann im Laufe der Zeit immer mehr über seine Identität erzählte und meinen Bekanntenkreis in Wien um einige junge Roma erweiterte, wurde ich nicht nur Teil dieser Kultur, sondern auch Teil ihres Alltags.
Und dazu gehört natürlich auch das Feiern, die Parties am Wochenende, welche bereits am Montag die größte Motivation sind, bis Freitag durchzuhalten. Wo aber wird abseits von Mainstreammusik und angesagten Clubs in Wien gefeiert, wie sieht eine richtig gute Party im Kreise junger Roma aus? Samuel Mago (19), ungarischer Rom, Ioana Spataru (18), rumänische Romni und Saška Dimić (18), serbische Romni über Elvis Presleys Roma-Hintergrund, der Abneigung gegenüber Tanzen und den Bezug zu ihrer Herkunft.
- Am Anfang steht schon mal eines fest, es gibt in ganz Wien keinen Club, wo man NUR auf Roma trifft, da sind sich alle drei einig.
- Samuel geht gerne ins Schenk*s oder in die Passage, vor allem donnerstags, da ist dort nämlich Retro-Abend.
- Er steht nämlich sehr auf Retro-Musik, hört aber durchaus auch klassische Roma-Musik.
Also Geigenklänge und Akkordeonwalzer? Nein, Dotschy Reinhardt oder das Barcelona Gypsy Klezmer Orchestra. Die vermischen jüdische und Roma- Musik, auch Ioana hört sie rauf und runter. Sie geht aber lieber in Bars und Lokale, Werkzeug H ist ihr Favorit.
- Dabei betont sie, dass sie „als rumänische Romni» nicht unbedingt gerne tanze.
- Die Aussage, Roma hätten den Tanz und die Musik im Blut, stimmt so einfach nicht.
- Mein Großvater konnte DESHALB gut Geige spielen, weil er von Kindheit an extrem viel üben musste!», erzählt Saška.
- Auch sie liebt Homeparties, steht aber eher auf Hip Hop und Elektro.
Die meisten Musiker mit Roma-Wurzeln, von denen sie mir erzählen, kenne ich nicht, aber Menowin Fröhlich, Sido und Elvis Presley sind mir doch ein Begriff. Elvis Presley? Naja, die Familie des King of Rock n Roll sei Sinti gewesen und im 17. Jahrhundert von Deutschland nach Amerika ausgewandert, erklärt Samuel.
Wohingegen Sido mit dem Song „Enrico» auf seinen Sinti- Background aufmerksam macht, findet man in Elvis‘ Musik aber kaum Roma-Klänge oder Verweise auf dessen Wurzeln. Klischee, Klischee Doch nicht nur in modernen Popsongs, bereits in Liedern und Operetten des 18. und 19. Jahrhunderts treten „Zigeuner-Themen» auf.
Eine der bekanntesten Opern ist wohl Bizets „Carmen» oder die Operette „Der Zigeunerbaron» von Johann Strauß, im 20. Jahrhundert dann Franz Lehars „Zigeunerliebe» und die „Csárdásfürstin» von Emmerich Kálmán. „Keines dieser Werke basiert auf musikalischer Auseinandersetzung mit Roma-Musik, alle sind dem Klischeebild verhaftet und es wird mit musikalischen Versatzstücken gearbeitet», kritisiert Ursula Hemetek, Ao.Univ.Prof.
Und Leiterin des Instituts für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien in ihrem Artikel „Roma und die Musik» (erschienen in „Romane Thana – Orte der Roma und Sinti»). Aufgrund der Wanderungsgeschichte der Roma gäbe es die Roma-Musik nicht, sondern sehr viele verschiedene Stile und Gattungen weltweit, so die Expertin.
Als Kind am Wein nippen Von den unterschiedlichen Musikern und Genres der Roma-Kultur kommen wir langsam zu einem in vielen Gesellschaften wichtigen Aspekt: Alkohol. Während wir bei unserem Gespräch brav Tee und Limonade trinken, will ich wissen, wie sie zum Thema Alkohol stehen.
Ioana trinkt nur, was ihr schmeckt und schon gar nicht um des Betrunkenseins Willen. Das Gefühl von Kontrolle verlieren mag sie gar nicht. Samuel trinkt beim Fortgehen durchaus, Wein, Schnaps oder Vodka, er kenne aber seine Grenzen. „Das Thema Alkohol wurde in meiner Familie nie tabuisiert und ich durfte als ich fünf war schon vom Wein meines Vaters nippen», so der 19-Jährige.
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Wo leben die meisten Sinti in Deutschland?
Sinti und Roma in Deutschland — Zwischen Integration und Abschiebung Archiv Roma und Sinti sind seit Jahrhunderten in Deutschland beheimatet, dennoch werden sie von vielen Mitbürgern abgelehnt. Verschärft wird ihre Situation durch die neue Zuwanderung und den Status ihrer Herkunftsstaaten als «sicher». Dies spotte jeder Beschreibung, kritisieren Interessenvertreter. Von Rainer Link | 16.09.2018
Gründlich recherchierte und sorgfältig aufbereitete Analysen: Im «Hintergrund» werden die wichtigsten Themen aus dem In- und Ausland behandelt. Dazu gehören auch besonders relevante wirtschaftliche und soziale Entwicklungen oder prägende gesellschafts- und kulturpolitische Debatten. Die Sendung vermittelt Vorgeschichte und Zusammenhänge, liefert Einblicke und Ausblicke – ein wichtiger Wegweiser in einer immer komplexeren Welt.
Sinti und Roma in Deutschland (imago) Vorurteile gegenüber Roma und Sinti sind vielfältig und haben eine lange Tradition. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes fasste 2014 die Ergebnisse ihrer Expertise über «Bevölkerungseinstellungen zu Sinti und Roma» so zusammen: «Bei keiner anderen Gruppe zeigt sich ein so durchgängig deutliches Bild der Ablehnung.» Die Bilder von Nomadentum, Kriminalität, Bettelei, Promiskuität und schlechter Mutterschaft haben sich über Jahrhunderte aufgebaut und sind in gängigen Vorurteilen immer noch präsent.
- Bei der Frage: Wen wollen sie auf keinen Fall in ihrer Nachbarschaft wohnen haben, landeten in der Umfrage der Antidiskriminierungsstelle auf dem Spitzenplatz, noch vor Asylbewerbern, Muslimen, Schwarzen und Juden: die Roma und Sinti.
- In den Bundesländern haben die Behörden gezielt Integrationsprogramme für dort ansässige Roma und Sinti beschlossen und umgesetzt.
In Schleswig-Holstein bemüht sich die Politik seit drei Jahrzehnten mit besonderem Einsatz, die soziale Lage der alteingesessenen Sinti Familien zu verbessern. So hat sich in der Landeshauptstadt Kiel ein erfolgreiches Schulprogramm etabliert. «Ich bin Sylvia Weiss-Herrmann, Bildungsberaterin, und bin an der Grundschule in Mettenhof tätig.» Der Arbeitstag der Sinteza Sylvia Lucia Weiss-Hermann beginnt um 7:30 Uhr.
- Sie kümmert sich um schulpflichtige Kinder aus Sinti und Roma Familien.
- Dann hole ich vier bis fünf Kinder von zu Hause ab, die bringe ich dann zur Schule, das ist freiwillig, muss nicht.
- Das klappt auch wunderbar, wenn ich es nicht mache, aber die Kinder freuen sich auch, die haben dann Lust, die stehen auf und sagen: Ah, Frau Weiss holt uns ab.
Das ist auch eine Motivation für die Kinder. Die verteile ich dann in die Klassen, gucke, ob sich jemand krank gemeldet hat. Und dann gehe ich von Klasse zu Klasse. Dann habe ich mal eine Stunde Deutsch, die ich begleite.» «Die Mutter, die Mutter kocht, kocht die Suppe.» Misstrauen gegenüber Schule — auch historisch bedingt Sinti und Roma standen dem öffentlichen Schulwesen immer skeptisch bis ablehnend gegenüber.
Dies hat auch historische Gründe, die weit zurück bis in die Jahre der NS-Diktatur reichen, erläutert der bald 70-jährige Ewald Weiss. «Ich war nie in der Schule, weil meine Eltern Angst gehabt haben, weil meine Mutter zum Beispiel aus der Schule raus, rein ins KZ. Unsere Eltern haben nicht mal gewusst, wo sie abgeblieben.
Und dann natürlich Angst gehabt, dass uns das auch passiert. Ich bin fünf Jahre nach dem Krieg geboren und da war das noch alles drin.» Die Schulpflicht galt im Prinzip auch immer für die Roma und Sinti. Aber sie kamen selten und unregelmäßig zur Schule, weil sie dem Unterricht nicht folgen konnten und auch, weil sie sich im Schulalltag zahlreichen Diskriminierungen von Mitschülern — manchmal sogar von Lehrkräften — ausgesetzt sahen. Gedenkfeier für die mehr als 500.000 von den Nationalsozialisten ermordeten Sinti am Karfreitag 1980 im ehemaligen KZ Dachau (dpa / picture alliance / Frank Leonhardt) «Das war ja gang und gäbe, da konnte man einen IQ von 120 haben und trotzdem musste man in die Förderschule oder Sonderschule.» Mediatorinnen helfen bei Sprachproblemen Sagt die Sinteza Wanda Kreuz, die seit 20 Jahren als Schul-Mediatorin arbeitet.
Ihre Aufgabe besteht darin, Sinti-Kinder so zu fördern, dass eine von Sprache und Herkunft unabhängige Chancengleichheit hergestellt wird. Dazu gehört, den noch immer verbreiteten Analphabetismus durch spezielle Frühförderung zu bekämpfen. Die Mediatorinnen sind in den regulären Schulvormittag voll integriert.
So können sie bereits im Unterricht konkrete Hilfestellungen leisten, wenn Kindern in einem Unterrichtsfach bestimmte Grundlagen fehlen. Ein häufiges Problem: die jungen Sinti sprechen in ihren Familien Romanes — eine alte Kultursprache, die ohne Schriftform auskommt.
«Die Probleme liegen in der Sprache, weil die Verständigung zwischen Deutsch und Romanes ist nicht identisch. Die Kinder verstehen ganz viele Dinge nicht, die es in Romanes gibt. Gerade wenn sie eingeschult werden, ist es ein Problem, dass sie vieles nicht verstehen. Und dann ist man in dem Projekt da mit drin und erklärt ihnen, was das ist.
Und dann knallt das ganz schön in den Kopf rein und dann wissen sie es auch.» Die Mediatorinnen nehmen auch an den Zeugniskonferenzen und an den regulären Lehrerfortbildungen teil, stehen als Ansprechpartner für Lehrkräfte und Eltern zur Verfügung. Fernziel: die Roma- und Sinti-Schüler sollen vergleichbare Bildungsabschlüsse mit denen ihrer Mitschüler erreichen.
- Umgangssprachlich wurden und werden Roma und Sinti häufig als «Zigeuner» bezeichnet.
- Der Begriff Zigeuner ist eine bis ins Mittelalter zurückreichende Fremdbezeichnung und wird von der Minderheit als diskriminierend abgelehnt, weil er Klischees und Vorurteile transportiert.
- Ausgegrenzt und verfolgt — lange Leidensgeschichte Sinti und Roma ist die politisch korrekte Bezeichnung.
Wobei Sinti die in West- und Mitteleuropa beheimateten Angehörigen der Minderheit sind und Roma diejenigen mit ost- und südosteuropäischen Wurzeln bezeichnet. In Schleswig-Holstein leben schätzungsweise rund 7.000 Roma und Sinti. Als deren Interessenvertretung gründete sich in den späten 1980er Jahren der Landesverband der Roma und Sinti.
- Matthäus Weiss gehörte zu den Gründern und ist seitdem auch der Vorsitzende.
- Gefragt nach den Erfolgen der Verbandsarbeit, nennt er den jahrelangen Kampf um eine Ergänzung der Landesverfassung durch einen Passus, durch den die Roma und Sinti einen Schutzstatus bekommen wollten.
- Matthäus Weiss: «Wenn die FDP zugesagt hat, dann hat die CDU abgesagt.
Es war immer so ein Wechselspiel zwischen den beiden. Und 2012 war natürlich Thorsten Ministerpräsident»Die Rede ist von Thorsten Albig, Ministerpräsident von der SPD.».und der hat sich dann durchgesetzt. Erstaunlicherweise, es hat keiner widersprochen.
Es war einstimmig. Das war für Schleswig-Holstein sehr erstaunlich.» Nach sehr langen Kontroversen und sechs fruchtlosen Anläufen sind die deutschen Roma und Sinti nun als anerkannte Minderheit in der Landesverfassung erwähnt. Damit garantiert ihnen das Bundesland einen Status genau wie der dänischen und der friesischen Minderheit.
«Die Landesverfassung ist natürlich die Garantie für unsere Kinder, Enkelkinder, Urenkelkinder, dass sie mit Schutz und Förderung hier in der Bundesrepublik Deutschland leben dürfen. Schauen Sie, wenn ich betrachte, was mit unseren Eltern und deren Eltern passiert ist, ist die Landesverfassung um 70 Jahre zu spät gekommen.
Denn die hätten diese Landesverfassung gebraucht. Dann wären die wahrscheinlich auch nicht in die Konzentrationslager gekommen. Und deshalb bin ich froh, dass ich nach 24 Jahren letztendlich dort aufgenommen worden bin.» Völkermord durch die Nationalsozialisten Matthäus Weiss gibt gern Auskunft über die Geschichte seiner Community.
Bei Gesprächen vor Schulklassen oder bei Podiumsdiskussionen taucht immer wieder die Frage auf: Wo kommt ihr her, welcher Nationalität seid ihr eigentlich, ihr Roma und Sinti? Matthäus Weiss zückt dann mit schöner Regelmäßigkeit seinen Personalausweis, der ihn als gebürtigen Deutschen, wohnhaft in Kiel, ausweist.
Während des Nationalsozialismus wurden Sinti und Roma zunächst systematisch aus der deutschen Gesellschaft ausgeschlossen, nach rassistischen Kriterien erfasst und in verschiedene Lager verschleppt. Dem Völkermord während des Zweiten Weltkriegs fielen europaweit ungefähr 500.000 Sinti und Roma zum Opfer.
Trotzdem wurde ihnen nach dem Krieg von deutschen Behörden fast immer der Status als Opfer des NS-Systems verweigert. Auch von der Justiz. Noch 1956 schrieb der Bundesgerichtshof — also eins der höchsten Gerichte der Bundesrepublik — in einem Urteil über «Zigeuner»: «Sie neigen, wie die Erfahrung zeigt, zur Kriminalität, besonders zu Diebstählen und Betrügereien, es fehlen ihnen vielfach die sittlichen Antriebe der Achtung vor fremdem Eigentum, weil ihnen wie primitiven Urmenschen ein ungehemmter Okkupationstrieb eigen ist.» Fast 500.000 Tote: Mahnmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma in Berlin (picture alliance / imageBROKER) Es brauchte rund sechs Jahrzehnte, bis sich vor einigen Jahren die amtierende BGH-Präsidentin Bettina Limberg für diese diskriminierenden Zuschreibungen entschuldigte.
Die Zigeuner wären nicht sesshaft, deshalb müsse man sich um deren Wohnraumversorgung nicht kümmern — lange sind die deutschen Roma und Sinti durch dieses Vorurteil vom Wohnungsmarkt verdrängt worden. Ewald Weiss erinnert sich an seine Kindheit in notdürftigen Unterkünften in der Landeshauptstadt Kiel.
«Vor dem Krieg waren das Pferdeställe. Da hatten wir nicht mal Türen drin gehabt. Da sind die Ratten über uns gelaufen. Im Winter war das so kalt, das war ja unmöglich da. Und dann sind wir nachher, 1965, sind wir in die Bahnwaggons reingezogen. Da war das im Sommer so heiß, da konntest du nicht drin sein.
Und im Winter war das so kalt, dass die Bettdecke gegen die Wand festgeklebt ist vor Frost.» Dass ortsansässigen Roma und Sinti der gleiche Zugang zum sozialen Wohnungsmarkt zusteht wie anderen bedürftigen Bewohnern, ist ein Gleichheitsgrundsatz, der von kommunalen Wohnungsgesellschaften lange missachtet wurde.
Weil die Sinti-Familien meist recht groß sind, weil sie gerne Musik machen und weil sie gern auch zu später Stunde feiern, galten sie als Störenfriede, die den Nachbarn nicht zuzumuten wären. «Unsere Kinder sind sehr wild, ja, und das steckt einfach mal da drin, ja, und was wir da ausleben können, das könnten wir nie irgendwo in einem Block ausleben.
- Und ich wünsche jedem Sinto, dass sie auch so leben können, dass sie aus den Blocks rauskommen.» Siedlung in Kiel mit Vorbildcharakter Für Roma und Sinti wie auch deren Nachbarn erwies sich die Unterbringung im Geschosswohnungsbau und in geschlossenen Wohnblocks als unvorteilhaft.
- So entstand die Idee, mitten in der Landeshauptstadt eine Sinti-Siedlung nach traditionellen Vorgaben zu errichten.
Ein Komplex aus ebenerdigen, flachen Reihenhäusern mit großen Gemeinschaftsflächen und Platz für allerlei Gewerbe. Gefördert von der damaligen Ministerpräsidentin Heide Simonis, finanziert von der öffentlichen Hand und organisiert von einer selbstverwalteten Genossenschaft der Roma und Sinti.
- Ein Erfolgsmodell — dazu Matthäus Weiss: «Wir haben sie selber gerodet, und jetzt mittlerweile wohnen die Menschen da seit zehn Jahren.
- Sie fühlen sich wohl.
- Die Siedlung ist ständig belegt von unseren Leuten.
- Dort haben sie ihre Sprache, Kultur und Tradition, die sie ausleben können, ohne dass der Nachbar sich aufregt, und es ist trotz alledem eine offene Siedlung geworden.
Es kann und darf jeder kommen.» Seit einigen Jahren spüren viele größere Städte einen verstärkten Zuzug von Roma aus süd- und osteuropäischen Ländern, darunter viele aus den EU-Staaten Bulgarien und Rumänien. Roma — wenn sie denn aus EU-Staaten kommen — dürfen unter bestimmten Bedingungen in Deutschland arbeiten und leben, sagt Stefan Karrenbauer, der bei der Hamburger Obdachlosenzeitung «Hint und Kunzt» als Sozialarbeiter beschäftigt ist.
- Jeder EU-Bürger hat die Möglichkeit sich in einem anderen Land aufzuhalten, um nach Arbeit Ausschau zu halten.
- Das ist so.» Roma suchen Arbeit, doch ihre Chancen, einen regulären, sozialversicherungspflichtigen Job zu bekommen, sind äußerst gering.
- Durch die bloße Arbeitssuche entsteht kein Anspruch auf Sozialleistungen und Kindergeld und auch kein Anspruch auf Wohnraumversorgung.
Sie schlagen sich häufig mit Gelegenheitsjobs oder Schwarzarbeit durch. Selbst das Sammeln von Pfandflaschen scheint ertragreicher als die Perspektiven im Heimatland. Stefan Karrenbauer: «Die Rumänen kommen in der Regel mit Mann und Frau. Man sieht also auch viele Frauen auf der Straße sitzen, bettelnd, überwiegend aus Rumänien und Bulgarien.
Und das ist, glaube ich, das neue Bild, das es in der Größenordnung in Hamburg oder anderen großen Städten so nicht gegeben hat. Eigentlich ist das gut, denn die stützen sich gegenseitig. Also das Schlimme ist ja, dass es plötzlich heißt, weil die sich gegenseitig stützen, ist es eine Bande, die kommen so massiv und es ist so eine große Gruppe.
Ja, die kommen in einer größeren Gruppe, in einem Familienverbund, stützen sich gegenseitig, schützen sich gegenseitig.» Neuer Roma-Zuzug aus Südosteuropa Roma, die aus den so genannten «Sicheren Herkunftsländern» wie Kosovo, Mazedonien und Montenegro fliehen, besitzen generell keinen Schutzstatus — und erhalten auch kaum Unterstützung.
Beratungsangebote zielen darauf ab, sie zur freiwilligen Rückkehr zu bewegen. «Die Beratung kann aber nicht so sein, das man sagt: Wir haben keine Perspektive für dich, du kriegst eine Fahrkarte und kannst wieder nach Hause fahren. Ich weiß nicht, wie man das hundertprozentig besser machen kann. Aber ich weiß, dass diese Fahrkarte nach Hause zu fahren vielleicht ein Anreiz ist, seine Familie, seine Kinder wieder zu sehen — aber in der Regel kommen sie alle wieder zurück und sagen, ich muss aber doch irgendwie Geld auftreiben.» Für viele Roma besteht der Aufenthalt in Deutschland aus einer Kette von Unsicherheiten.
Sie finden keine akzeptabel bezahlte Dauerbeschäftigung. Es fehlt ihnen der Schutz einer Krankenversicherung und sie wohnen in prekären Unterkünften oder auf der Straße. «Kein Obdachloser kann es über einen längeren Zeitraum schaffen, von der Straße aus einen ganz normalen Arbeitsplatz zu bedienen.
Deshalb sind sie natürlich immer in der Not und wollen auch nicht auf der Straße schlafen und nehmen dann solche prekären Wohnverhältnisse für sich als eine Selbstverständlichkeit hin, dass sie mit mehreren Leuten sich ein Zimmer teilen, dass sie für eine Matratze 150 Euro zu zahlen haben.» Auch in Kiel ist der Zuzug von Roma aus Südosteuropa unübersehbar.
Mit diesen Menschen muss anders umgegangen werden als mit den hier schon lange ansässigen Roma und Sinti, sagt Johannes Callsen, der Minderheitenbeauftragte der Schleswig-Holsteinischen Landesregierung. «Man muss an der Stelle darauf hinweisen, dass unsere Landesverfassung sich konkret auf die Minderheit der deutschen Sinti und Roma bezieht.
- Also derjenigen, die seit Jahrzehnten, Jahrhunderten hier in Schleswig-Holstein leben, Heimat haben, hier auch traditionell ansässig sind.
- Ich glaube, wir sollten schon trennen zwischen unserer minderheitenpolitischen Aufgabe in Schleswig-Holstein und dem, was unter der Überschrift ‘Zuwanderung’ deutschlandweit, europaweit diskutiert wird.» Der Landesverband der Sinti und Roma hat alle Hände voll zu tun, die Probleme seiner eigenen Mitglieder zu lösen, sieht sich aber auch in der Verantwortung, den teils unter erbärmlichen Umständen lebenden Zuwanderern hilfreich zur Seite zu stehen.
Matthäus Weiss: «Wenn bei uns die Leute kommen, sie werden nicht der Tür verwiesen, wir werden versuchen, denen zu helfen, natürlich auf legalem Wege. Es gibt auch für uns keinen rechtsfreien Raum. Also es gibt kein Ausschlussverfahren bei uns. Es spielt keine Rolle, woher er kommt und was er ist.
Wir haben hier eine Familie aus Rumänien, die habe ich im Wald gefunden, die ist jetzt seit drei Jahren hier. Die Menschen arbeiten, den zwei Kindern geht es hervorragend, wir haben Kontakt zu denen. Zwischenzeitlich lebte dessen gesamte Familie hier. Aber auch zu den Bulgaren haben wir Kontakt.» Roma aus so genannten sicheren Herkunftsländern wie Serbien, Kosovo oder Mazedonien werden daheim nicht vom jeweiligen Staat verfolgt — so die offizielle Linie der Bundesregierung.
Deshalb gebe es keinen Anspruch auf Asyl und kein Bleiberecht. Eine Sichtweise, die Matthäus Weiss erbost. «Es ist einfach nicht wahr. Das habe ich letztens erst wieder in der Landesregierung gesagt. Ich bin sehr oft in Rumänien, Bulgarien, in der Tschechei, in Ungarn.
- Die Menschen werden dort nach wie vor verfolgt.
- Und jede Institution, die hier behauptet, dass das sichere Herkunftsländer sind, die haben es nicht überprüft in dem Sinne, weil sie nicht vor Ort waren.
- Wenn man einmal vor Ort war, wir waren jetzt vor einem Jahr in Rumänien, wir haben dort Sachen erlebt, die kann sich hier niemand vorstellen, dass man Menschen gruppenweise mit Kindern zwingt auf einer Müllhalde zu leben.
Und die Kinder ihr Essen dort suchen müssen, mit Einverständnis des Staates und der Behörden.» Die Kinder aus neu eingereisten Roma-Familien aus Rumänien und Bulgarien sind im öffentlichen Schulsystem angekommen. Hier treffen sie auf die Bildungsberaterinnen aus der Sinti-Community.
Sylvia Weiss-Hermann: «Bei den Roma, die sind ein bisschen auf Abstand, die müssen sich ran tasten, gucken wer ist das, will sie uns Gutes, will sie uns Böses? Und ich habe da bisher auch noch keine Hausbesuche gemacht, da treffen wir uns meistens in der Schule, weil, die brauchen noch ein bisschen länger Zeit.
Für mich ist das mit den Sinti leichter als mit den Roma, weil das Urvertrauen schon da ist.» Weil die meisten Roma-Kinder kein Wort Deutsch sprechen oder verstehen, gibt es ein Vorschulprogramm «Deutsch als Zweitsprache». Bildungsberaterin Tatjana Wiegand: «Also, wir haben jetzt insgesamt 17 Kinder.
Ja, es ist halt anstrengend, auch die Verständigung untereinander. Die Kinder von Bulgarien, Rumänien, von Kroatien, Serbien, die verstehen ja überhaupt kein Deutsch. Und dafür ist diese Klasse da, damit die erst mal vorbereitet werden, was alles nachher in der ersten und zweiten Klasse auf sie zukommt.
Vor allem erstmal die Sprache. Das ist ganz wichtig. Ja, also es gibt immer einen Weg, sich da zu verständigen.» Häufig endet der Schulaufenthalt der Roma allerdings abrupt. Die Eltern werden zur Ausreise aufgefordert oder abgeschoben. «Ja, die Kinder werden dann halt abgemeldet, von der Schule, was ganz normal ist, wie bei Umzug wie bei anderen Familien auch, dann wissen wir Bescheid, dass die Kinder nicht mehr kommen, aber wir kriegen immer wieder neue Kinder.» : Sinti und Roma in Deutschland — Zwischen Integration und Abschiebung
Was heißt mama auf Sinti?
Miri Dai heißt in der Sprache der Sinti ‘Meine Mama’.
Was heißt Latscho Diwes auf Deutsch?
Oliver Schenk Chef der Staatskanzlei für Bundesangelegenheiten und Medien Liebe Leserinnen und Leser, zum zweiten Mal findet unter dem Motto „Latcho Dives – ein schöner Tag» das Leipziger Kulturfestival der Roma und Sinti statt. Gerne habe ich dafür die Schirmherrschaft übernommen.
- Ich darf Sie einladen, die verschiedenen Veranstaltungen, die in der Festivalwoche vom 17. bis 25.
- Juni 2022 angeboten werden, zahlreich mit Ihren Familien, Freunden und Bekannten zu besuchen.
- Ich finde es großartig, dass das Programm unter diesem Motto steht.
- Genießen wir einen oder mehrere schöne Tage bei den Veranstaltungen im Rahmen des Festivals.
Es besteht die gute Gelegenheit, auf Tuchfühlung zu gehen, mehr voneinander zu erfahren und Verständnis füreinander zu fördern. Wir werden schöne Festivaltage erleben, bei denen Sinti und Roma voller Selbstbewusstsein ihre Kultur und ihre Anliegen präsentieren.
Im Mittelpunkt des Festivals steht die Kultur und die Geschichte der größten europäischen Minderheit. Beim Blättern durch das Programmheft wird deutlich, wie vielgestaltig unsere Kultur von Einflüssen der Minderheit der Sinti und Roma in Europa, in Deutschland und in Sachsen geprägt ist. Aber nicht nur das: Gleichzeitig wird uns ins Gedächtnis gerufen, welch widerwärtigen Verfolgungen Sinti und Roma in Deutschland ausgesetzt waren.
Und es gehört zur Ehrlichkeit dazu, wenn wir feststellen müssen, dass Sinti und Roma auch heute noch von Diskriminierung, Ausgrenzung und Rassismus betroffen sind. Darum unterstützt die Sächsische Staatsregierung die anerkannte Minderheit der Sinti und Roma in ihrer Kultur- und Erinnerungsarbeit und beabsichtigt dies auch in der Zukunft fortzusetzen.
Ziel ist es, die Interessenvertretung der Sinti und Roma in Sachsen zu stärken, Wissen übereinander und untereinander aufzubauen, Vorbehalte abzubauen und überkommene Einstellungen und daraus resultierende Vorurteile zu überwinden. Das Leipziger Kulturfestival der Roma und Sinti leistet hierzu einen wertvollen Beitrag.
Mein Dank gilt den Organisatoren. Ich wünsche Ihnen und allen Besucherinnen und Besuchern schöne Tage beim Festival in Leipzig. Ihr Oliver Schenk Chef der Staatskanzlei und Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien Burkhardt Jung Oberbürgermeister der Stadt Leipzig Liebe Leipzigerinnen und Leipziger, zum zweiten Mal nach 2020 darf ich Sie zu „Latcho Dives» einladen, dem Kulturfestival der Roma und Sinti! Ihrer Kultur das Fremde nehmen, an Toleranz und Verständnis appellieren, Aufmerksamkeit für eine musikalische, literarische und kreative Vielfalt wecken, die leider nicht nur in Leipzig noch immer viel zu unbekannt ist — darin liegen wichtige Ziele dieser Festivaltage.
- Denn unverändert überwiegen allzu oft Vorurteile und Klischees, wenn über Menschen dieser nationalen Minderheit gesprochen wird.
- Sinti und Roma sind seit mehr als 600 Jahren in Deutschland beheimatet, derzeit leben hierzulande etwa 70000 unter uns.
- Ich empfinde es als ein schönes, berührendes Zeichen nicht zuletzt für die Weltoffenheit unserer Stadt, dass dieses auch deutschlandweit sehr einzigartige Kulturfestival vom Leipziger Verein Romano Sumnal gemeinsam mit dem Ariowitsch-Haus regelmäßig bei uns organisiert wird.
Nehmen Sie die Einladung an, liebe Leipzigerinnen und Leipziger, lernen Sie Roma und Sinti mit ihrer Kultur als Teil unserer Gesellschaft kennen, lassen Sie sich verzaubern von Musik, Tanz, Poesie und vielen weiteren Überraschungen. „Latscho Dives» bedeutet „ein schöner Tag».
- Viele davon wünsche ich Ihnen während des Festivals.
- Ihr Burkhard Jung Oberbürgermeister der Stadt Leipzig Romani Rose Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma Liebe Gäste, wir feiern das Leipziger Kulturfestival der Roma und Sinti dieses Jahr zum zweiten Mal.
- Die Festwoche hatte bereits bei seiner ersten Auflage eine wichtige Rolle für die Darstellung der Künste und Kulturen von Sinti und Roma eingenommen und damit Signalwirkung, nicht nur für Leipzig, sondern weit darüber hinaus.
Unter dem Namen „Latcho Dives» – Schöner Tag – wird erneut eine Fülle von Veranstaltungen mit Anregungen und Inspirationen geboten. Gerade in Zeiten, in denen Flucht und Vertreibung in Europa wieder drastischer hervortreten, ist Dialog umso wichtiger.
Deshalb möchte ich an dieser Stelle mit aller Deutlichkeit betonen: Wir deutschen Sinti und Roma stehen solidarisch an der Seite der ukrainischen Roma wie auch an der Seite der Ukraine. Wir verurteilen Antiziganismus, Antisemitismus, Nationalismus und jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.
An Sie, werte Zuschauerinnen und Zuschauer möchte ich appellieren: Nutzen auch Sie das Festival für Austausch und Dialog, für Verständnis und Respekt gegenüber Ihren Mitmenschen – Latcho Dives.
Was heißt auf Zigeunisch Bruder?
Sinti im Rap: Die Entdeckung der Chabo-Sprache (1/2) Tone von Konkret Finn war der » Chab « mit der » Farb‘ im Gesicht «, der mit Iz über » tschuckane Chaien « und » ›Minsch‹ gebabb « rappte. Etwas später war Moses P. vom Rödelheim Hartreim Projekt der » Chabo «, der böse kuckt.
Curse war der » Chabo im Schneesturm «, der » tschucka « mit den Ladys redete und seine » Kosengs « fragte, ob alles » latscho « ist. Dann » kam ein Chabo namens Azad « und » bombte Samy weg «. Haftbefehl zufolge wissen die Chabos, wer der Babo ist. LX von der 187 Straßenbande hört die Leute sagen, er sei » nablo «.
Und für Crack Ignaz dreht sich alles nur um » Lobe «. Selten wird danach gefragt, was diese Wörter überhaupt bedeuten, geschweige denn, wo sie ihren Ursprung haben. Die Antwort auf die ungestellte Frage gab Chawo, ein junger Sinti-Rapper aus Köln, 2017 in seinem von Sin2 produzierten Track »«: » Sie sagen Wörter wie ›Chabos‹ und ›Chaia‹ draußen auf der Straße/ Was die meisten nicht wissen, Prala, sie klauen unsere Sprache/ Glaub mir, wenn ich sage, dass das Sinti-Sprache ist!/ Sie woll’n dazugehören, weil ihre Crew nur Kindergarten ist «.
- Im Gespräch mit an Rap interessierten Sinti sagen viele schnell, dass all die Rapper diese Ausdrücke von ihnen hätten.
- Das ist zwar nicht ganz richtig.
- Aber auch nicht ganz falsch.
- Der Slang der »Frankfurter Schule« Konkret Finn, bestehend aus Tone, Iz und DJ Feedback, war die erste deutsche Rap-Crew, die Wörter wie »Chabo« (Junge) oder »Chai« (Mädchen) in ihre Texte einbaute.
Davon legt ihr längst zum Klassiker avancierter Diss-Track »« Zeugnis ab, der zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung 1993 schon ein gutes Jahr alt war. Erst ein Jahr nach dem Release von »Ich diss dich« erschien das kommerziell ungleich erfolgreichere Rödelheim Hartreim Projekt (RHP) auf der Bildfläche und machte dieselben Begriffe auch außerhalb von HipHop-Kreisen populär.
Bis heute steht die gesamte »Frankfurter Schule« – von Konkret Finn über RHP und Azad bis zu den Azzlackz – für einen eigenen Slang oder zumindest für bestimmte Ausdrücke, die weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt sind. Der damals noch in Berlin lebende Kool Savas spielte 2000 darauf an, als er in »King of Rap« rappte: » Ich geh nach Frankfurt und ruf‘ ›Deine Chai ist konkret hässlich! ‹« Auf FFM folgte das beschauliche Minden, das sich ebenfalls mit einer Reihe namhafter Rapper hervortat, die sich als Chabos oder »Kosengs« von den anderen abhoben.
Inzwischen machen auch Rapper aus dem österreichischen Salzburg mit einem eigenen Slang von sich reden, der ein ganz ähnliches Vokabular aufweist. Woher kamen und kommen diese für viele fremd klingenden Wörter, die bis heute in keinem deutschen Wörterbuch zu finden sind? Auf Anfrage von ALL GOOD bei DJ Feedback (47) von Konkret Finn verweist dieser zunächst an seinen alten Freund Denis – eine, wie er sagt, » Breakdance-Legende « aus Frankfurt, die über den Ursprung des Frankfurter Slangs konkreter Auskunft geben könne als er.
- Das mit der »Breakdance-Legende« will Denis, der sich als junger B-Boy »Spock« nannte, im Telefongespräch mit ALL GOOD so zwar nicht stehenlassen, wie er mit einem Lachen sagt.
- » Die Legenden waren ›We Wear the Crown‹ und so «, stellt der 50-Jährige klar.
- Aber zu dem Slang der »Frankfurter Schule« wolle er sich gerne äußern.
» Meiner Meinung nach ist HipHop 1983 nach Frankfurt gekommen «, sagt er unter Verweis auf den vom ZDF mitfinanzierten Film »Wild Style« von Charlie Ahearn, der in der New Yorker HipHop-Szene spielte und im Frühjahr ’83 im deutschen Fernsehen erstmals ausgestrahlt wurde.
- » Und der Treffpunkt für HipHopper in Frankfurt war die Hauptwache.
- « An der Hauptwache, ein bekannter öffentlicher Platz, der den Mittelpunkt der Stadt bildet, seien damals aber nicht nur die HipHopper, sondern die » verschiedensten Subkulturen « zusammengekommen, erzählt Denis, der seinerzeit im Nordend lebte.
Rockabillys, Straßengangs, GIs, Skater, BMX-Fahrer und »Normalos«, zählt er auf. Die Hauptwache war ein großer, multikultureller Schmelztiegel – der bald auch über seine eigene Jugendsprache verfügen sollte. Wohnwagenstandplatz Bonameser Straße » In Frankfurt gab es in Bonames einen sogenannten ›Zigeunerplatz‹ «, so Denis.
- » Die meisten Außenstehenden haben da keinen Unterschied gemacht, aber Fakt ist: Das waren keine ›Zigeuner‹, sondern Jenische, Schausteller und Schrotthändler.
- « Denis weiß, dass es »die Zigeuner« nicht gibt und ist mit den Unterschieden vertraut, die zwischen den vielen Gruppen (Sinti, Lovara und so weiter) bestehen, die allgemein unter dem Oberbegriff »Roma« – irreführenderweise auch unter »Sinti und Roma« – zusammengefasst oder eben als »Zigeuner« über einen Kamm geschoren werden.
Schließlich war er, wie er sagt, 16 Jahre lang mit einer deutschen Romni von den Lovara verheiratet. So pflegen, wie es in der Fachliteratur heißt, die Jenischen zwar einen den Roma teilweise ähnelnden Lebensstil, aber werden schon allein in ethnischer Hinsicht nicht zu den Roma gezählt.
- Tatsächlich handelt es sich bei dem zwischen Bonames und Frankfurter Berg gelegenen Platz um einen 1953 für das sogenannte »fahrende Volk« eingerichteten und bis heute fortbestehenden »Wohnwagenplatz«, wo » nur sehr wenige Sinti und keine Roma « leben, wie auch die Soziologin Dr.
- Sonja Keil in ihrem 2018 erschienenen Buch »Wohnwagenstandplatz Bonameser Straße« schreibt.
Nach Keil ließe sich Denis Aufzählung der Bewohner des Platzes noch um Zirkusbetreiber und weitere Reisegewerbetreibende ergänzen. Auf die Sprache der Platzbewohner geht die Soziologin in ihren beiden Büchern über den Platz zwar nicht ein, weil sie, wie sie auf Anfrage von ALL GOOD sagt, keine Sprachwissenschaftlerin sei und es dazu auch » keine gesicherten Erkenntnisse « gebe.
- Allerdings, fährt sie fort, sei es so, dass sich » bei den ›beruflich Reisenden‹ oder ›ambulanten Gewerbetreibenden‹ () Wörter herausgebildet und erhalten « haben, » die sich aus ihrer Berufstätigkeit « heraus entwickelt hätten.
- Auf der Reise, so Keil, hätten sich viele Einflüsse gemischt.
- » Dazu gehören auch Einflüsse von jüdischen Händlern beziehungsweise Reisenden.
« Denis wird konkreter. Er sagt, die Sprache der Platzbewohner in Bonames sei neben dem Deutschen das Rotwelsch oder auch das Jenische. Das Rotwelsch, so ist es in Lexika nachzulesen, ist ein jahrhundertealter Begriff und heute eine Sammelbezeichnung für deutsche Sondersprachen, auch »Geheim-« oder »Gaunersprache« genannt, die sich je nach Region und Sprechergemeinschaft in jeweils unterschiedlichem Ausmaß vor allem aus Dialekt, Platt, Jiddisch und Romanes zusammensetzt.
- Die Sprecher des Rotwelsch lebten meist am Rande der Gesellschaft.
- Ihre Sprache diente ihnen als Schutz, aber auch als Abgrenzung von der Mehrheitsgesellschaft.
- Bis heute wird das Rotwelsch mancherorts von der Jugendsprache aufgegriffen und somit am Leben erhalten.
- Nach ALL GOOD-Recherchen besteht das Frankfurter Rotwelsch aus Sätzen wie beispielsweise »Chabo cheft en Nabolo« (Der Typ ist ein Idiot!), »Bugg chi Schund!« (Erzähl keine Scheiße!) oder »Chi Lobi« (Hab kein Geld!).
Ausdrücke, wie es sie so oder ähnlich etwa auch in der Manischen Sprache im eine Autostunde von Frankfurt entfernten Gießen oder in der Mindener Buttjersprache gibt. Erstaunlich in Anbetracht des Reichtums des Frankfurter Raps an Rotwelsch-Wörtern: Die Mainmetropole scheint noch ein weißer Fleck auf der Karte der Sondersprachenforschung zu sein.
- » Ein (Rotwelsch-)Vorkommen im Raum Frankfurt ist uns nicht bekannt «, sagt Sprachwissenschaftler Prof. Dr.
- Laus Siewert vom »Geheimsprachen Verlag« auf Anfrage von ALL GOOD.
- Die »Chabo-Sprache« Denis erzählt, dass es allen voran zunächst zwei Brüder aus dem 15 Kilometer südlich von Frankfurt gelegenen Dietzenbach gewesen seien, die Wörter wie Chabo und Chai und mehr eines Tages mit an die Hauptwache gebracht hätten.
» Die Brüder Bobby und Martin haben diesen Slang wirklich sehr gut beherrscht «, sagt er. » Wir waren tagtäglich zusammen. Wenn wir uns unterhalten haben, dann eben in diesem Slang. « Aber woher hatten Bobby und Martin diese Sprache, wenn sie doch selbst weder auf dem Bonameser Platz gelebt haben noch Jenische sind? Ihre Eltern hätten polnische Wurzeln, erzählt Martin im Telefongespräch mit ALL GOOD.
- Er sei in Toronto zur Welt gekommen, sein Bruder in Connecticut dann zog die Familie nach Deutschland.
- » Mein Bruder und ich wohnten in Dietzenbach und hatten da so eine Multikulti-Clique mit Leuten aus der ›Zigeunerecke‹ «, erzählt der 49-Jährige.
- Näheres über diese »Zigeunerecke« könne er heute gar nicht mehr sagen, außer dass eine » Schlüsselperson, ein verrückter Typ « namens Wallach, »Zigeuner« gewesen sei.
Ihre Clique habe über eine eigene Sprache verfügt: die »Chabo-Sprache«, die sich die Brüder aneignet hätten. Dass die beiden tatsächlich über ein gewisses Sprachtalent verfügt haben müssen, zeigt sich auch daran, dass Bobby laut Martin später Mandarin studiert und jahrelang in China gelebt habe.
- Ob es sich damals bei den »Zigeunern« um Sinti, Roma oder auch Jenische gehandelt habe, das wisse Martin nicht.
- Später, ab 1984/85, gingen Bobby und Martin in Frankfurt zur Schule.
- Ihren Slang nahmen sie mit in die Mainmetropole.
- » Ja, ich denke, man kann das so sagen: Mein Bruder und ich haben die ›Chabo-Sprache‹ an die Hauptwache gebracht «, sagt Martin im Hinblick auf Denis These.
Er selbst habe sich in seiner Jugend vor allem als Skater an der Hauptwache aufgehalten. Sein gut ein Jahr älterer Bruder Bobby, fährt Martin fort, sei mit den Jungs von der Hauptwache eher durch die Discos gezogen sei. Unter diesen Jungs sei auch Moses Pelham gewesen.
- » Mit Moses waren mein Bruder und ich befreundet «, sagt Martin.
- » Der hat die Chabo-Sprache von uns übernommen und später in seine Texte eingebaut.
- « Neben den zwei Brüdern aus Dietzenbach, sagt Denis, sei » auf jeden Fall « auch noch Iz zu nennen, der sich in den Jahren vor Konkret Finn zunächst als Human Beat Box bei »We Wear the Crown« einen Namen machte und ebenfalls entsprechende Slang-Begriffe an die Hauptwache brachte.
» Wir waren die ersten, die diese ›Sprache‹ benutzten und sie in die Musik integrierten, und zwar einfach, weil wir so geredet haben «, sagt Iz im Telefongespräch mit ALL GOOD. Aufgewachsen in den Frankfurter Stadtteilen Ginnheim und Eschersheim, habe er Anfang der 80er Jahre schon an der Peter-Petersen-Schule (heute: IGS Eschersheim) sowie auf der »Dippemess«, einer großen Frankfurter Kirmes mit vielen Schaustellern, Kontakt zu anderen Jugendlichen vom »Platz« an der Bonameser Straße gehabt.
- Als Freund der Eschersheimer Niedwiesen-Gang habe er später auch »geschäftlich« mit ein paar Jungs vom Platz zu tun gehabt.
- Eine Familie der »Reisenden« habe auch an der laut Iz »berühmt-berüchtigten« Niedwiesenstraße gewohnt, seinerzeit ein sozialer Brennpunkt.
- Von den Bewohnern des Platzes, den »Reisenden«, wie sie sich selbst vorzugsweise bezeichnet hätten und genannt werden wollen, erzählt Iz, habe er »diese Sprache« aufgeschnappt.
Und von ihm habe sie wiederum Tone übernommen, der damals noch Iz Beatbox-Schüler war. Real Jay und die Bewohner des Bonameser Platzes Patrick Jones alias Real Jay kennt den Bonameser Platz aus eigener Anschauung. Real Jay machte sich zunächst mit zahlreichen Feature-Beiträgen und als »Warheit«-Gründungsmitglied einen Namen, bis er 2007 schließlich mit »Gangstartainment – Von der Straße zu den Sternen« nicht nur sein Debüt-, sondern auch ein amtliches Straßenrap-Album ablieferte.
Ein über sein eigenes Label Geddobrillant veröffentlichtes Album und ein Sampler später legte er Anfang Januar mit der Single »« nach. Real Jay ist gemeinsam mit seinem Bruder Jonesmann und seinen anderen Geschwistern in der Hochhaussiedlung am Ben-Gurion-Ring in Frankfurt-Bonames aufgewachsen. Im Alter von sechs Jahren, erzählt er im ALL GOOD-Gespräch, sei er erstmals zu dem außerhalb »der Platte« gelegenen Platz an der Bonameser Straße gefahren.
» Ich hatte mit meinen Eltern und Geschwistern schon in einem Trailer Park gewohnt und es war gleich normal für mich «, sagt der 47-Jährige. Aber die Bewohner des Bonameser Platzes, die Schausteller, Schrotthändler, Artisten, Jenischen und vereinzelt auch Sinti und deren Lebensweise waren dann doch etwas Besonderes und habe er als Kind aufregend gefunden, erzählt er.
- Auf dem Platz habe er in den 70er Jahren nicht nur die ersten BMX-Räder gesehen und nur wenige Jahre ältere Jungs, die auf fahrenden Autos waghalsige Akrobatik vorführten, sondern »von den Jenischen«, wie er sagt, auch Worte wie »Chabo« oder »Chai« aufgeschnappt.
- Begriffe, die er in ähnlicher Form wiedererkannte, als wenige Jahre später deutsche Rom (gesprochen: Romm) in sein Nachbarhaus einzogen, eine Teppichhändlerfamilie von den Lovara, mit der ihn bis heute eine Freundschaft verbinde.
Als er später mit HipHop in Berührung kam und zu rappen anfing, flossen die Wörter, die er damals auf dem Platz in Bonames aufgeschnappt hatte, in seine Raps mit ein. » Wir sind wie Drogen, erst turn‘ wir Chabos/ und mit jedem weiteren Verse zerstören wir sie wahllos «, rappte er 2001 in Azads Posse-Track »«.
Aus all diesen Einflüssen, den Brüdern Bobby und Martin aus Dietzenbach, Real Jay aus Bonames, Iz und seinen Jungs aus Eschersheim sowie einzelnen Jungs vom Platz an der Bonameser Straße, die es laut Denis auch immer mal wieder an die Hauptwache gezogen habe, sind demnach Bestandteile des Rotwelschs, gepaart mit hessischem und HipHop-Vokabular, zur Frankfurter Jugendsprache geworden.
» Dass das auch Teile des Rotwelschs waren, war mir und wahrscheinlich auch den meisten anderen damals gar nicht klar, den Begriff kannten wir nicht. Wir nannten unseren Slang ›Chabo-Sprache‹ «, sagt Denis. Eine Bezeichnung, die Iz hingegen fremd ist. » Wir hatten dafür keinen Namen, wir haben einfach so gesprochen «, sagt er.
- DJ Feedback, der zu Hauptwache-Zeiten in Frankfurt-Fechenheim wohnte, schildert Sinn und Bedeutung der Chabo-Sprache: » Es war eine Sprache, die jeder Jugendliche an der Hauptwache schnell gelernt hat, egal welcher Herkunft.
- Wir hatten jetzt alle eine eigene gemeinsame Sprache, was viele Vorteile mit sich brachte, denn so konnten wir reden, ohne dass andere das verstanden.
« Denis befindet: » Im Grunde ist es relativ einfach, irgendeiner, der in der Szene was dargestellt hat, hat es aufgriffen und die Sprüche rausgehauen, dann hat es der nächste übernommen, und so hat es sich verbreitet wie ein Lauffeuer. « Als Jugendsprache adaptiert » Wir haben das als Jugendsprache adaptiert «, bestätigt DJ Feedback.
Er und die meisten anderen Jungs, aus denen später Konkret Finn, die Asiatic Warriors, RHP und so weiter wurde, waren etwas jünger als Denis und dessen Leute und schnappten den Slang von den Älteren auf. Folglich fanden sich Wörter aus dem an der Hauptwache entstandenen Slang Anfang der 90er Jahre auch in den Raps von Konkret Finn wieder.
Das von der frühen Frankfurter Schule viel gebrauchte Wort »Fotzenlegger« geht in diesem Fall übrigens auch auf das »fahrende Volk« zurück, wo dieses Schimpfwort als besonders beleidigend gilt. Ähnlich verhält es sich mit dem Rotwelsch-Begriff »Schleim« (abstoßende Person).
Neben diesen und bis heute geläufigen Wörtern »Chabo« und »Chai« gehörten bei Konkret Finn auch Rotwelsch-Begriffe wie beispielsweise »Nabolos« (Idioten), »tschoren« (klauen), »naschen« (laufen) und »Minsch« (Fotze) – beziehungsweise »›Minsch‹gebabbe« – zum Vokabular. Alles Begriffe, die so nicht nur im Rotwelsch vorkommen, sondern auch im Romanes der Sinti.
Das Romanes hat wiederum das Rotwelsch beeinflusst. Das ist der Grund, weshalb viele an Rap interessierte Sinti glauben, dass die Rapper der »Frankfurter Schule« diese Wörter direkt von Sinti übernommen hätten, mit denen sie aufgewachsen sind. Doch dies scheint so nicht der Fall gewesen zu sein.
» Im HipHop in Frankfurt haben die ›Zigeuner‹, weder die Sinti noch die Roma, in irgendeiner Form groß Einfluss gehabt «, sagt Denis. Allenfalls ein paar einzelne Rom hätten sich an der Hauptwache seinerzeit vorübergehend als B-Boys versucht. Ein befreundeter Rom – Janosch von den Lovara –, der öfter mit ihnen abgehangen habe, ist dagegen sogar auf Konkret Finns 2001 erschienenem Album »Reim, Rausch und Randale« zu hören.
Allerdings nicht als Rapper oder Produzent. In dem Track »« führt er ein scheinbar emotional aufgeladenes Gespräch mit einem Freund im Romanes der Lovara. Aber Sinti? » Wir haben nicht einen einzigen Sinto in unserer Truppe gehabt, und ich hab‘ sehr viel diese Sprache genutzt «, sagt Denis.
- So hat es auch Feedback in Erinnerung: » Da war kein einziger Sinto dabei, als es in Frankfurt um Rap oder HipHop ging – sonst hätte ich den gekannt.
- « Aber auch wenn Sinti selbst, zumindest in Frankfurt am Main, keinen direkten Einfluss auf den hiesigen HipHop ausgeübt haben: Fest steht, dass sich manche Sinti insbesondere von den Texten des Rödelheim Hartreim Projekts angesprochen fühlten.
Mancher Sinto wurde durch sie überhaupt erst an Deutschrap herangeführt. » Mit deutscher Rap-Musik hatte ich am Anfang überhaupt nichts am Hut «, sagt etwa Jeffrey (36), ein Sinto und Rapper aus Osnabrück, im ALL GOOD-Interview. Dies habe sich erst durch RHP geändert.
- » Ich hatte noch nie vorher jemanden gehört außer Tomkat, Danymal und Stage One, der Wörter aus meiner Sprache, dem Romanes, in seinen Songs hatte.
- Durch Moses Pelham änderte sich dann meine Sicht auf Deutschrap.
- « Bedient sich Haftbefehl aus Frankfurts Nachbarstadt Offenbach also an der Chabo-Sprache, wenn er rappt, dass Chabos wissen, wer der Babo ist, und du per Kopfkick »mulo« (tot) gehst und seine Klamottenmarke »Chabos« nennt? Oder hat er einen persönlichen Bezug zu Sinti, wenn er an der Seite von Xatar die Einheit von »« beschwört? Minden und die Buttjersprache Ähnlich wie in Frankfurt am Main verhält es sich allem Anschein nach in Minden.
Wie in FFM halten auch dort bis heute allerhand Romanes-Wörter Einzug in die Texte der lokalen Rapper – von alten Hasen wie Curse und dem Klan über Stress & Trauma bis zu Youngstern wie Ayo & Sky und OGD. Allerdings auch hier vor allem über das örtliche Rotwelsch, das in der ostwestfälischen Weserstadt »Buttjersprache« heißt.
Zwar hat Italo Reno von Der Klan selbst einen Sinti-Hintergrund. Aber abgesehen von ihm hätten die Sinti in Minden mit HipHop nichts zu tun gehabt, wie Italo Reno ALL GOOD gegenüber sagt. Folglich hätte auch Curse Romanes-Begriffe, wie »Chabo« oder »latscho« (gut) » nicht direkt von den Sinti, sondern eher aus der Umgangssprache « der multikulturellen Clique übernommen, die aus Reno, seinem Partner in Rhyme Germany, Türken, Arabern und so weiter bestanden habe.
Im hessischen Gießen gibt es die »Manische Sprache«, eine Form des Rotwelsch, die ebenfalls stark vom Romanes geprägt ist. Im thüringischen Leinefelde-Worbis heißt das Rotwelsch »Kochum« und in Paderborn ist es das »Mastbrucher Emmes«. In Münster nennt sich das Rotwelsch »Masematte«.
- » Münster ist da! Fako, ›Chabo‹ und ›Kaline‹ (Mädchen)/ 5-Panel auf’m ›Schero‹ (Kopf) und der Bart verdeckt die ›Schmiege‹ (Gesicht) «, rappt der Münsteraner AzudemSK in »«.
- » Meine Mutter kommt aus Gronau und ist in Münster aufgewachsen «, sagt Ralf Döscher alias AzudemSK.
- » Und da hat sich einiges an westfälischem Platt, Norddeutsch, Masematte und Jiddisch vermischt, zum Beispiel ›jovel‹ oder ›töfte‹, was ›gut‹ heißt, oder ›schovel‹ für ›übel/eklig‹.
« Er zählt weitere Begriffe auf: »Koten« für Kids, »schnorren/schorn« für klauen, »Lobi/Lowi« für Geld, »Lowine« für Bier, »achilen« für essen, »Plinte« für Hose oder »Hegel« für Idiot. » Den Begriff ›Chabo‹ kannte ich eher aus dem Graffiti-Umfeld von älteren Sprühern aus Münster, die in ihrem Sprachgebrauch auch einiges an Masematte vorwiesen «, so der 32-Jährige.
» Bei denen gab es natürlich auch Begriffe, die im täglichen Gebrauch sehr präsent waren, also für Bullen, Kohle, Frauen und trinken. « »Kanackisch für Österreicher« In Salzburg ist das Jenische verhältnismäßig präsent und von Rappern wie Crack Ignaz, oder Drexor aus dem Hanuschplatzflow-Kollektiv in ihre Raps eingearbeitet worden.
Besonders verbreitet sei das Jenische in den » weniger privilegierten « Vierteln der Stadt, sagt Drexor, der mit Rapper Dazart, ebenfalls aus dem österreichischen Salzburg, gerade an einer gemeinsamen EP arbeitet. » Ein alteingesessener Freund aus Liefering in Salzburg hat mir mal erzählt, dass die jenische Sprache zeitweise bewusst von nicht-jenischen Personen erhalten worden ist, da sie bei zwielichtigen Gesprächen als Geheimsprache gedient und somit möglichen Beschattern das Zuhören erschwert hat.
« Das Jenische werde von einer Generation an die andere weitergegeben, so der 30-Jährige. Er selbst habe es von Freunden und Mitschülern übernommen, die das Jenische von ihren Eltern gelernt hätten. » Was unseren Rap angeht, so haben wir diese Komponente schon immer eingebaut, weil sie in unserem natürlichen Sprachgebrauch vorhanden war und wir außerdem ein Alleinstellungsmerkmal dadurch haben «, schildert der Salzburger und verweist auf ein Interview seines Kollegen Crack Ignaz.
» Darin hat er erwähnt, dass durch den Dialekt, aber auch durch jenische Begriffe ein ähnlicher Effekt wie bei Haftbefehls Texten entsteht. Durch diese unbekannten Wörter die immer wieder einfließen, entsteht ein unnahbarer und interessanter Charakter.
- « Manche bezeichneten das Jenische daher » auch als ›Kanackisch für Österreicher‹ «.
- » Du kummst ma mit Thug Life, i spuck auf dei Luftdruck und ›guff‹ (schlag) da die ›Nack‹ (Nase) ein «, rappt Drexor in »«.
- Ob es sich beim Jenischen um eine eigene Sprache oder um eine Variante des Rotwelsch handelt, darüber gehen die Meinungen der Sprachwissenschaftler auseinander.
Fest steht: Je nach Region ist das Jenische in unterschiedlichem Ausmaß meist auch vom Romanes geprägt. Als Romanes bezeichnen nicht nur die Sinti ihre Sprache, sondern auch die meisten anderen Roma-Gruppen, deren Sprachen sich voneinander unterscheiden.
Woher kommen also die Romanes-Wörter, die über das Rotwelsch oder Jenische schließlich in den Texten von bekannten Rap-Größen landeten? Von den Sinti? Oder vielleicht doch von den Lovara, den deutschen Rom, zu denen es zumindest in Frankfurt am Main vonseiten der noch jungen HipHop-Szene offenkundig beiläufige Verbindungen gab? Die Antwort liefert der US-amerikanische und an der britischen Universität Manchester lehrende Linguist und Romanes-Experte Professor Yaron Matras auf Anfrage von ALL GOOD.
Die am häufigsten im deutschsprachigen Rap gebräuchlichen Wörter, wie Chabo, Chai oder Lobi/Lobe, » weisen eindeutig die Klangstruktur von Sinti auf «, sagt Matras. Das Romanes der Lovara schließt er aus. Das gilt auch für andere Romanes-Wörter, die im Rap besonders präsent sind, wie »Prala« (Bruder), »mulo« (tot/Tod), »nablo« (verrückt), »latscho«, »tschucka« oder »tschoren« – » all diese Beispiele sind Sinti «, befindet Matras über die weiteren ihm vorgelegten Wörter.
Insofern hat Chawo aus Köln zwar recht, wenn er sagt, dass das »Sinti-Sprache« ist – allerdings mit der Einschränkung, dass sie zumindest in Sachen Rap in Frankfurt am Main, Minden und Salzburg eben nicht direkt von den Sinti übernommen beziehungsweise »geklaut« worden ist. In den Rap kam das Romanes, die Sprache der Sinti, wie jetzt klar ist, zunächst über die Brücke des Rotwelsch – über die Buttjersprache, die Masematte, das Jenische – oder die Chabo-Sprache.1998 schrieb Yaron Matras in seinem Buch »The Romani Element in Non-standard Speech«, dass es allem Anschein nach nur drei unzweifelhaft aus dem Romanes stammende Wörter in die deutsche Umgangssprache geschafft haben: »Bock« (Lust), was im Romanes »Hunger« bedeutet, »Zaster«, also Geld (Romanes: Eisen/Metall) und »Kaschemme«, die zwielichtige Absteige (Romanes: Kneipe).
Aber wer weiß? In Anbetracht all der Romanes-Wörter, die seit den frühen 90ern im deutschsprachigen Rap kursieren, muss diese Liste vielleicht bald aktualisiert und um Begriffe wie »Chabo« und »Chai«, »Lobi« und »latscho« und so weiter ergänzt werden.
Wo leben die meisten Roma auf der Welt?
Deutsche Sinti verbergen oft ihre Herkunft, weil sie Diskriminierung fürchten. Dabei sind die meisten integriert. In Rumänien und Teilen von Frankreich leben viele Roma hingegen am Rand der Gesellschaft. Audio herunterladen (26,6 MB | MP3) Die Sinti und Roma sind die größte Minderheit in Europa: zehn bis zwölf Millionen Menschen.
- Doch wie sie leben, wie ihr Alltag aussieht, ihre Sprache klingt, welche Traditionen sie pflegen, wissen viele nicht.
- Viele wissen nur, dass die Sinti und Roma verfolgt und ermordet wurden, unter den Nazis, aber auch anderswo.
- Wegen dieser Erfahrungen verbergen viele Sinti und Roma bis heute ihre Identität.
Doch ihre Geschichten sind mehr als Geschichten der Ausgrenzung. Es sind Geschichten über Anpassungsfähigkeit und Überlebenswillen, über Stolz und Lebensfreude, über einen Aufbruch in ein neues Selbstbewusstsein. Die Auschwitz-Überlebende Zilli Schmidt hat 2022 das Bundesverdienstkreuz für ihr Engagement als Zeitzeugin bekommen und trat auch danach noch öffentlich auf, um von ihrem bewegten Leben als Sinteza zu erzählen. Im Oktober 2022 starb Zilli Schmidt im Alter von 98 Jahren in Mannheim. SWR Tassilo Hummel / SWR
Wo leben die meisten Roma in Deutschland?
Sinti und Roma in Deutschland — Zwischen Integration und Abschiebung Archiv Roma und Sinti sind seit Jahrhunderten in Deutschland beheimatet, dennoch werden sie von vielen Mitbürgern abgelehnt. Verschärft wird ihre Situation durch die neue Zuwanderung und den Status ihrer Herkunftsstaaten als «sicher». Dies spotte jeder Beschreibung, kritisieren Interessenvertreter. Von Rainer Link | 16.09.2018
Gründlich recherchierte und sorgfältig aufbereitete Analysen: Im «Hintergrund» werden die wichtigsten Themen aus dem In- und Ausland behandelt. Dazu gehören auch besonders relevante wirtschaftliche und soziale Entwicklungen oder prägende gesellschafts- und kulturpolitische Debatten. Die Sendung vermittelt Vorgeschichte und Zusammenhänge, liefert Einblicke und Ausblicke – ein wichtiger Wegweiser in einer immer komplexeren Welt.
Sinti und Roma in Deutschland (imago) Vorurteile gegenüber Roma und Sinti sind vielfältig und haben eine lange Tradition. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes fasste 2014 die Ergebnisse ihrer Expertise über «Bevölkerungseinstellungen zu Sinti und Roma» so zusammen: «Bei keiner anderen Gruppe zeigt sich ein so durchgängig deutliches Bild der Ablehnung.» Die Bilder von Nomadentum, Kriminalität, Bettelei, Promiskuität und schlechter Mutterschaft haben sich über Jahrhunderte aufgebaut und sind in gängigen Vorurteilen immer noch präsent.
- Bei der Frage: Wen wollen sie auf keinen Fall in ihrer Nachbarschaft wohnen haben, landeten in der Umfrage der Antidiskriminierungsstelle auf dem Spitzenplatz, noch vor Asylbewerbern, Muslimen, Schwarzen und Juden: die Roma und Sinti.
- In den Bundesländern haben die Behörden gezielt Integrationsprogramme für dort ansässige Roma und Sinti beschlossen und umgesetzt.
In Schleswig-Holstein bemüht sich die Politik seit drei Jahrzehnten mit besonderem Einsatz, die soziale Lage der alteingesessenen Sinti Familien zu verbessern. So hat sich in der Landeshauptstadt Kiel ein erfolgreiches Schulprogramm etabliert. «Ich bin Sylvia Weiss-Herrmann, Bildungsberaterin, und bin an der Grundschule in Mettenhof tätig.» Der Arbeitstag der Sinteza Sylvia Lucia Weiss-Hermann beginnt um 7:30 Uhr.
Sie kümmert sich um schulpflichtige Kinder aus Sinti und Roma Familien. «Dann hole ich vier bis fünf Kinder von zu Hause ab, die bringe ich dann zur Schule, das ist freiwillig, muss nicht. Das klappt auch wunderbar, wenn ich es nicht mache, aber die Kinder freuen sich auch, die haben dann Lust, die stehen auf und sagen: Ah, Frau Weiss holt uns ab.
Das ist auch eine Motivation für die Kinder. Die verteile ich dann in die Klassen, gucke, ob sich jemand krank gemeldet hat. Und dann gehe ich von Klasse zu Klasse. Dann habe ich mal eine Stunde Deutsch, die ich begleite.» «Die Mutter, die Mutter kocht, kocht die Suppe.» Misstrauen gegenüber Schule — auch historisch bedingt Sinti und Roma standen dem öffentlichen Schulwesen immer skeptisch bis ablehnend gegenüber.
Dies hat auch historische Gründe, die weit zurück bis in die Jahre der NS-Diktatur reichen, erläutert der bald 70-jährige Ewald Weiss. «Ich war nie in der Schule, weil meine Eltern Angst gehabt haben, weil meine Mutter zum Beispiel aus der Schule raus, rein ins KZ. Unsere Eltern haben nicht mal gewusst, wo sie abgeblieben.
Und dann natürlich Angst gehabt, dass uns das auch passiert. Ich bin fünf Jahre nach dem Krieg geboren und da war das noch alles drin.» Die Schulpflicht galt im Prinzip auch immer für die Roma und Sinti. Aber sie kamen selten und unregelmäßig zur Schule, weil sie dem Unterricht nicht folgen konnten und auch, weil sie sich im Schulalltag zahlreichen Diskriminierungen von Mitschülern — manchmal sogar von Lehrkräften — ausgesetzt sahen. Gedenkfeier für die mehr als 500.000 von den Nationalsozialisten ermordeten Sinti am Karfreitag 1980 im ehemaligen KZ Dachau (dpa / picture alliance / Frank Leonhardt) «Das war ja gang und gäbe, da konnte man einen IQ von 120 haben und trotzdem musste man in die Förderschule oder Sonderschule.» Mediatorinnen helfen bei Sprachproblemen Sagt die Sinteza Wanda Kreuz, die seit 20 Jahren als Schul-Mediatorin arbeitet.
Ihre Aufgabe besteht darin, Sinti-Kinder so zu fördern, dass eine von Sprache und Herkunft unabhängige Chancengleichheit hergestellt wird. Dazu gehört, den noch immer verbreiteten Analphabetismus durch spezielle Frühförderung zu bekämpfen. Die Mediatorinnen sind in den regulären Schulvormittag voll integriert.
So können sie bereits im Unterricht konkrete Hilfestellungen leisten, wenn Kindern in einem Unterrichtsfach bestimmte Grundlagen fehlen. Ein häufiges Problem: die jungen Sinti sprechen in ihren Familien Romanes — eine alte Kultursprache, die ohne Schriftform auskommt.
Die Probleme liegen in der Sprache, weil die Verständigung zwischen Deutsch und Romanes ist nicht identisch. Die Kinder verstehen ganz viele Dinge nicht, die es in Romanes gibt. Gerade wenn sie eingeschult werden, ist es ein Problem, dass sie vieles nicht verstehen. Und dann ist man in dem Projekt da mit drin und erklärt ihnen, was das ist.
Und dann knallt das ganz schön in den Kopf rein und dann wissen sie es auch.» Die Mediatorinnen nehmen auch an den Zeugniskonferenzen und an den regulären Lehrerfortbildungen teil, stehen als Ansprechpartner für Lehrkräfte und Eltern zur Verfügung. Fernziel: die Roma- und Sinti-Schüler sollen vergleichbare Bildungsabschlüsse mit denen ihrer Mitschüler erreichen.
Umgangssprachlich wurden und werden Roma und Sinti häufig als «Zigeuner» bezeichnet. Der Begriff Zigeuner ist eine bis ins Mittelalter zurückreichende Fremdbezeichnung und wird von der Minderheit als diskriminierend abgelehnt, weil er Klischees und Vorurteile transportiert. Ausgegrenzt und verfolgt — lange Leidensgeschichte Sinti und Roma ist die politisch korrekte Bezeichnung.
Wobei Sinti die in West- und Mitteleuropa beheimateten Angehörigen der Minderheit sind und Roma diejenigen mit ost- und südosteuropäischen Wurzeln bezeichnet. In Schleswig-Holstein leben schätzungsweise rund 7.000 Roma und Sinti. Als deren Interessenvertretung gründete sich in den späten 1980er Jahren der Landesverband der Roma und Sinti.
Matthäus Weiss gehörte zu den Gründern und ist seitdem auch der Vorsitzende. Gefragt nach den Erfolgen der Verbandsarbeit, nennt er den jahrelangen Kampf um eine Ergänzung der Landesverfassung durch einen Passus, durch den die Roma und Sinti einen Schutzstatus bekommen wollten. Matthäus Weiss: «Wenn die FDP zugesagt hat, dann hat die CDU abgesagt.
Es war immer so ein Wechselspiel zwischen den beiden. Und 2012 war natürlich Thorsten Ministerpräsident»Die Rede ist von Thorsten Albig, Ministerpräsident von der SPD.».und der hat sich dann durchgesetzt. Erstaunlicherweise, es hat keiner widersprochen.
- Es war einstimmig.
- Das war für Schleswig-Holstein sehr erstaunlich.» Nach sehr langen Kontroversen und sechs fruchtlosen Anläufen sind die deutschen Roma und Sinti nun als anerkannte Minderheit in der Landesverfassung erwähnt.
- Damit garantiert ihnen das Bundesland einen Status genau wie der dänischen und der friesischen Minderheit.
«Die Landesverfassung ist natürlich die Garantie für unsere Kinder, Enkelkinder, Urenkelkinder, dass sie mit Schutz und Förderung hier in der Bundesrepublik Deutschland leben dürfen. Schauen Sie, wenn ich betrachte, was mit unseren Eltern und deren Eltern passiert ist, ist die Landesverfassung um 70 Jahre zu spät gekommen.
Denn die hätten diese Landesverfassung gebraucht. Dann wären die wahrscheinlich auch nicht in die Konzentrationslager gekommen. Und deshalb bin ich froh, dass ich nach 24 Jahren letztendlich dort aufgenommen worden bin.» Völkermord durch die Nationalsozialisten Matthäus Weiss gibt gern Auskunft über die Geschichte seiner Community.
Bei Gesprächen vor Schulklassen oder bei Podiumsdiskussionen taucht immer wieder die Frage auf: Wo kommt ihr her, welcher Nationalität seid ihr eigentlich, ihr Roma und Sinti? Matthäus Weiss zückt dann mit schöner Regelmäßigkeit seinen Personalausweis, der ihn als gebürtigen Deutschen, wohnhaft in Kiel, ausweist.
- Während des Nationalsozialismus wurden Sinti und Roma zunächst systematisch aus der deutschen Gesellschaft ausgeschlossen, nach rassistischen Kriterien erfasst und in verschiedene Lager verschleppt.
- Dem Völkermord während des Zweiten Weltkriegs fielen europaweit ungefähr 500.000 Sinti und Roma zum Opfer.
Trotzdem wurde ihnen nach dem Krieg von deutschen Behörden fast immer der Status als Opfer des NS-Systems verweigert. Auch von der Justiz. Noch 1956 schrieb der Bundesgerichtshof — also eins der höchsten Gerichte der Bundesrepublik — in einem Urteil über «Zigeuner»: «Sie neigen, wie die Erfahrung zeigt, zur Kriminalität, besonders zu Diebstählen und Betrügereien, es fehlen ihnen vielfach die sittlichen Antriebe der Achtung vor fremdem Eigentum, weil ihnen wie primitiven Urmenschen ein ungehemmter Okkupationstrieb eigen ist.» Fast 500.000 Tote: Mahnmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma in Berlin (picture alliance / imageBROKER) Es brauchte rund sechs Jahrzehnte, bis sich vor einigen Jahren die amtierende BGH-Präsidentin Bettina Limberg für diese diskriminierenden Zuschreibungen entschuldigte.
Die Zigeuner wären nicht sesshaft, deshalb müsse man sich um deren Wohnraumversorgung nicht kümmern — lange sind die deutschen Roma und Sinti durch dieses Vorurteil vom Wohnungsmarkt verdrängt worden. Ewald Weiss erinnert sich an seine Kindheit in notdürftigen Unterkünften in der Landeshauptstadt Kiel.
«Vor dem Krieg waren das Pferdeställe. Da hatten wir nicht mal Türen drin gehabt. Da sind die Ratten über uns gelaufen. Im Winter war das so kalt, das war ja unmöglich da. Und dann sind wir nachher, 1965, sind wir in die Bahnwaggons reingezogen. Da war das im Sommer so heiß, da konntest du nicht drin sein.
Und im Winter war das so kalt, dass die Bettdecke gegen die Wand festgeklebt ist vor Frost.» Dass ortsansässigen Roma und Sinti der gleiche Zugang zum sozialen Wohnungsmarkt zusteht wie anderen bedürftigen Bewohnern, ist ein Gleichheitsgrundsatz, der von kommunalen Wohnungsgesellschaften lange missachtet wurde.
Weil die Sinti-Familien meist recht groß sind, weil sie gerne Musik machen und weil sie gern auch zu später Stunde feiern, galten sie als Störenfriede, die den Nachbarn nicht zuzumuten wären. «Unsere Kinder sind sehr wild, ja, und das steckt einfach mal da drin, ja, und was wir da ausleben können, das könnten wir nie irgendwo in einem Block ausleben.
Und ich wünsche jedem Sinto, dass sie auch so leben können, dass sie aus den Blocks rauskommen.» Siedlung in Kiel mit Vorbildcharakter Für Roma und Sinti wie auch deren Nachbarn erwies sich die Unterbringung im Geschosswohnungsbau und in geschlossenen Wohnblocks als unvorteilhaft. So entstand die Idee, mitten in der Landeshauptstadt eine Sinti-Siedlung nach traditionellen Vorgaben zu errichten.
Ein Komplex aus ebenerdigen, flachen Reihenhäusern mit großen Gemeinschaftsflächen und Platz für allerlei Gewerbe. Gefördert von der damaligen Ministerpräsidentin Heide Simonis, finanziert von der öffentlichen Hand und organisiert von einer selbstverwalteten Genossenschaft der Roma und Sinti.
Ein Erfolgsmodell — dazu Matthäus Weiss: «Wir haben sie selber gerodet, und jetzt mittlerweile wohnen die Menschen da seit zehn Jahren. Sie fühlen sich wohl. Die Siedlung ist ständig belegt von unseren Leuten. Dort haben sie ihre Sprache, Kultur und Tradition, die sie ausleben können, ohne dass der Nachbar sich aufregt, und es ist trotz alledem eine offene Siedlung geworden.
Es kann und darf jeder kommen.» Seit einigen Jahren spüren viele größere Städte einen verstärkten Zuzug von Roma aus süd- und osteuropäischen Ländern, darunter viele aus den EU-Staaten Bulgarien und Rumänien. Roma — wenn sie denn aus EU-Staaten kommen — dürfen unter bestimmten Bedingungen in Deutschland arbeiten und leben, sagt Stefan Karrenbauer, der bei der Hamburger Obdachlosenzeitung «Hint und Kunzt» als Sozialarbeiter beschäftigt ist.
«Jeder EU-Bürger hat die Möglichkeit sich in einem anderen Land aufzuhalten, um nach Arbeit Ausschau zu halten. Das ist so.» Roma suchen Arbeit, doch ihre Chancen, einen regulären, sozialversicherungspflichtigen Job zu bekommen, sind äußerst gering. Durch die bloße Arbeitssuche entsteht kein Anspruch auf Sozialleistungen und Kindergeld und auch kein Anspruch auf Wohnraumversorgung.
Sie schlagen sich häufig mit Gelegenheitsjobs oder Schwarzarbeit durch. Selbst das Sammeln von Pfandflaschen scheint ertragreicher als die Perspektiven im Heimatland. Stefan Karrenbauer: «Die Rumänen kommen in der Regel mit Mann und Frau. Man sieht also auch viele Frauen auf der Straße sitzen, bettelnd, überwiegend aus Rumänien und Bulgarien.
- Und das ist, glaube ich, das neue Bild, das es in der Größenordnung in Hamburg oder anderen großen Städten so nicht gegeben hat.
- Eigentlich ist das gut, denn die stützen sich gegenseitig.
- Also das Schlimme ist ja, dass es plötzlich heißt, weil die sich gegenseitig stützen, ist es eine Bande, die kommen so massiv und es ist so eine große Gruppe.
Ja, die kommen in einer größeren Gruppe, in einem Familienverbund, stützen sich gegenseitig, schützen sich gegenseitig.» Neuer Roma-Zuzug aus Südosteuropa Roma, die aus den so genannten «Sicheren Herkunftsländern» wie Kosovo, Mazedonien und Montenegro fliehen, besitzen generell keinen Schutzstatus — und erhalten auch kaum Unterstützung.
- Beratungsangebote zielen darauf ab, sie zur freiwilligen Rückkehr zu bewegen.
- Die Beratung kann aber nicht so sein, das man sagt: Wir haben keine Perspektive für dich, du kriegst eine Fahrkarte und kannst wieder nach Hause fahren.
- Ich weiß nicht, wie man das hundertprozentig besser machen kann.
- Aber ich weiß, dass diese Fahrkarte nach Hause zu fahren vielleicht ein Anreiz ist, seine Familie, seine Kinder wieder zu sehen — aber in der Regel kommen sie alle wieder zurück und sagen, ich muss aber doch irgendwie Geld auftreiben.» Für viele Roma besteht der Aufenthalt in Deutschland aus einer Kette von Unsicherheiten.
Sie finden keine akzeptabel bezahlte Dauerbeschäftigung. Es fehlt ihnen der Schutz einer Krankenversicherung und sie wohnen in prekären Unterkünften oder auf der Straße. «Kein Obdachloser kann es über einen längeren Zeitraum schaffen, von der Straße aus einen ganz normalen Arbeitsplatz zu bedienen.
Deshalb sind sie natürlich immer in der Not und wollen auch nicht auf der Straße schlafen und nehmen dann solche prekären Wohnverhältnisse für sich als eine Selbstverständlichkeit hin, dass sie mit mehreren Leuten sich ein Zimmer teilen, dass sie für eine Matratze 150 Euro zu zahlen haben.» Auch in Kiel ist der Zuzug von Roma aus Südosteuropa unübersehbar.
Mit diesen Menschen muss anders umgegangen werden als mit den hier schon lange ansässigen Roma und Sinti, sagt Johannes Callsen, der Minderheitenbeauftragte der Schleswig-Holsteinischen Landesregierung. «Man muss an der Stelle darauf hinweisen, dass unsere Landesverfassung sich konkret auf die Minderheit der deutschen Sinti und Roma bezieht.
Also derjenigen, die seit Jahrzehnten, Jahrhunderten hier in Schleswig-Holstein leben, Heimat haben, hier auch traditionell ansässig sind. Ich glaube, wir sollten schon trennen zwischen unserer minderheitenpolitischen Aufgabe in Schleswig-Holstein und dem, was unter der Überschrift ‘Zuwanderung’ deutschlandweit, europaweit diskutiert wird.» Der Landesverband der Sinti und Roma hat alle Hände voll zu tun, die Probleme seiner eigenen Mitglieder zu lösen, sieht sich aber auch in der Verantwortung, den teils unter erbärmlichen Umständen lebenden Zuwanderern hilfreich zur Seite zu stehen.
Matthäus Weiss: «Wenn bei uns die Leute kommen, sie werden nicht der Tür verwiesen, wir werden versuchen, denen zu helfen, natürlich auf legalem Wege. Es gibt auch für uns keinen rechtsfreien Raum. Also es gibt kein Ausschlussverfahren bei uns. Es spielt keine Rolle, woher er kommt und was er ist.
Wir haben hier eine Familie aus Rumänien, die habe ich im Wald gefunden, die ist jetzt seit drei Jahren hier. Die Menschen arbeiten, den zwei Kindern geht es hervorragend, wir haben Kontakt zu denen. Zwischenzeitlich lebte dessen gesamte Familie hier. Aber auch zu den Bulgaren haben wir Kontakt.» Roma aus so genannten sicheren Herkunftsländern wie Serbien, Kosovo oder Mazedonien werden daheim nicht vom jeweiligen Staat verfolgt — so die offizielle Linie der Bundesregierung.
Deshalb gebe es keinen Anspruch auf Asyl und kein Bleiberecht. Eine Sichtweise, die Matthäus Weiss erbost. «Es ist einfach nicht wahr. Das habe ich letztens erst wieder in der Landesregierung gesagt. Ich bin sehr oft in Rumänien, Bulgarien, in der Tschechei, in Ungarn.
- Die Menschen werden dort nach wie vor verfolgt.
- Und jede Institution, die hier behauptet, dass das sichere Herkunftsländer sind, die haben es nicht überprüft in dem Sinne, weil sie nicht vor Ort waren.
- Wenn man einmal vor Ort war, wir waren jetzt vor einem Jahr in Rumänien, wir haben dort Sachen erlebt, die kann sich hier niemand vorstellen, dass man Menschen gruppenweise mit Kindern zwingt auf einer Müllhalde zu leben.
Und die Kinder ihr Essen dort suchen müssen, mit Einverständnis des Staates und der Behörden.» Die Kinder aus neu eingereisten Roma-Familien aus Rumänien und Bulgarien sind im öffentlichen Schulsystem angekommen. Hier treffen sie auf die Bildungsberaterinnen aus der Sinti-Community.
Sylvia Weiss-Hermann: «Bei den Roma, die sind ein bisschen auf Abstand, die müssen sich ran tasten, gucken wer ist das, will sie uns Gutes, will sie uns Böses? Und ich habe da bisher auch noch keine Hausbesuche gemacht, da treffen wir uns meistens in der Schule, weil, die brauchen noch ein bisschen länger Zeit.
Für mich ist das mit den Sinti leichter als mit den Roma, weil das Urvertrauen schon da ist.» Weil die meisten Roma-Kinder kein Wort Deutsch sprechen oder verstehen, gibt es ein Vorschulprogramm «Deutsch als Zweitsprache». Bildungsberaterin Tatjana Wiegand: «Also, wir haben jetzt insgesamt 17 Kinder.
Ja, es ist halt anstrengend, auch die Verständigung untereinander. Die Kinder von Bulgarien, Rumänien, von Kroatien, Serbien, die verstehen ja überhaupt kein Deutsch. Und dafür ist diese Klasse da, damit die erst mal vorbereitet werden, was alles nachher in der ersten und zweiten Klasse auf sie zukommt.
Vor allem erstmal die Sprache. Das ist ganz wichtig. Ja, also es gibt immer einen Weg, sich da zu verständigen.» Häufig endet der Schulaufenthalt der Roma allerdings abrupt. Die Eltern werden zur Ausreise aufgefordert oder abgeschoben. «Ja, die Kinder werden dann halt abgemeldet, von der Schule, was ganz normal ist, wie bei Umzug wie bei anderen Familien auch, dann wissen wir Bescheid, dass die Kinder nicht mehr kommen, aber wir kriegen immer wieder neue Kinder.» : Sinti und Roma in Deutschland — Zwischen Integration und Abschiebung
Welche Zigeunerstämme gibt es?
Anmerkungen —
- ↑ Arno Frank, Thomas Schmoll: Sinti und Roma. „Wir müssen aus dieser Opferrolle raus.» Interview mit Markus Reinhardt auf Spiegel Online,
- ↑ Claudia Lichnofsky: Roma, Ashkali, Ägypter im Kosovo – ein Forschungsbericht, 2009, S.13.
- ↑ Hochspringen nach: a b Ziegeuner. In: Johann Heinrich Zedler : Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste, Band 62, Leipzig 1749, Sp.520–544.
- ↑ Hochspringen nach: a b Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Bearbeitet von Elmar Seebold.25., durchgesehene und erweiterte Auflage. De Gruyter, Berlin/Boston 2012, S.1010 f.
- ↑ Brill’s New Pauly,
- ↑ Alfred Freiherr von Gutschmid : Kleine Schriften von Alfred von Gutschmid. Bände 2-3. Teubner, Leipzig, 1890, S.615.
- ↑ Caspar Peucer: Commentarius de praecipuis divinationum generibus.1553, S.160.
- ↑ Hochspringen nach: a b Hermann Korner, Chronica novella (hrsg. von Jakob Schwalm, Vandenhoeck & Ruprecht 1895); in der mittelniederdeutschen Bearbeitung der sogenannten Rufus-Chronik dann eingedeutscht als Secanen ( unde nomeden sik de Secanen ), Karl Koppmann (Hrsg.), Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, XXVIII: Die Chroniken der niedersächsischen Städte – Lübeck, Band 3, Hirzel, Leipzig 1903, S.108, Nr.1285.
- ↑ Hochspringen nach: a b c Wilhelm Solms: Zigeunerbilder. Ein dunkles Kapitel der deutschen Literaturgeschichte,2008, ISBN 978-3-8260-3833-4, S.18 ( eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Heinrich von Wlislocki: Vom wandernden Zigeunervolke. Bilder aus dem Leben der Siebenbürger Zigeuner. Hamburg 1890, S.4.
- ↑ Grégoire-Louis Domeny de Rienzi, in: Bureau de la revue encyclopédique. Revue encyclopédique, Tome LVI, 1832, S.365 ff.
- ↑ Annemarie von Gabain: Alttürkische Grammatik.3. Auflage. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1974, ISBN 3-447-01514-4, S.334.
- ↑ Hochspringen nach: a b Andreas von Regensburg, Diarium Sexennale, 1422, S.22.
- ↑ Gabi Meyer: Offizielles Erinnern und die Situation der Sinti und Roma in Deutschland, Springer, 2012, ISBN 978-3-658-00229-9, S.24, doi : 10.1007/978-3-658-00230-5 (zugleich Dissertation; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Johannes Stumpf: Schweytzer Chronick, 1538/1606, S.731a.
- ↑ Siehe z.B. Theodor Christian Tetzner: Geschichte der Zigeuner; ihre Herkunft, Natur und Art.1835.S.9. ( Digitalisat )
- ↑ lpb-bw.de: sinti8
- ↑ Friedrich Kluge, Alfred Götze : Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache,20. Auflage. Hrsg. von Walther Mitzka, De Gruyter, Berlin / New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage») ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S.884.
- ↑ Rüdiger Vossen: Zigeuner. Roma, Sinti, Gitanos, Gypsies. Zwischen Verfolgung und Romantisierung, Frankfurt am Main/Berlin/Wien 1983, S.20 f.
- ↑ Reimar Gilsenbach : Weltchronik der Zigeuner. Frankfurt am Main et al.1997, 2., korr. und erg. Aufl., S.26, 222.
- ↑ George C. Soulis: The Gypsies in the Byzantine Empire and the Balkans in the Late Middle Ages, In: Dumbarton Oaks Papers 15 (1961), S.141–165, 146–147, zitiert nach Angus M. Fraser: The Gypsies. Blackwell, Oxford u.a.1995, S.46–47.
- ↑ Viorel Achim: The Roma in Romanian Historiy. Central European University Press, Bukarest u.a.2004, S.9.
- ↑ Marek Stachowski: Das Ethnonym ‚Zigeuner‘, sein slawisch-türkischer Hintergrund und ungarisch ‚szegény‘, In: Studia Etymologica Cracoviensia 7 (2002), S.159–169.
- ↑ Vgl. Karola Fings : Rasse: Zigeuner. In: Herbert Uerlings, Iulia-Karin Patrut (Hrsg.): „Zigeuner» und Nation. Repräsentation-Inklusion-Exklusion. (= Inklusion/Exklusion. Studien zu Fremdheit und Armut von der Antike bis zur Gegenwart, Bd.8), Frankfurt am Main u.a.2008, S.273–309, S.274.
- ↑ Vergleiche dazu: Arbeit von Hosemann
- ↑ Karola Fings, Ulrich F. Opfermann (Hrsg.): Zigeunerverfolgung im Rheinland und in Westfalen 1933–1945. In: Geschichte, Aufarbeitung und Erinnerung. Paderborn 2012, S.11 und 356.
- ↑ Berichte von Arnold von Harff, Patrizier aus Köln, Georges Lencheraud, Bürgermeister von Mons im Hainaut (Belgien) und Alexander Pfalzgraf von Rhein nach: Reimar Gilsenbach: Weltchronik der Zigeuner. Teil I, 2., korrigierte und ergänzte Auflage, Frankfurt am Main 1997, S.103, 110 und 114.
- ↑ Hierbei gaben sie zum Teil an, als Bußprediger für die Sünden ihrer Vorfahren auf Wanderschaft zu sein, die der Heiligen Familie während ihrer Flucht nach Ägypten Hilfe verweigert hätten. Siehe Ines Köhler-Zülch, Die verweigerte Herberge: Die heilige Familie in Ägypten und andere Geschichten von „Zigeunern» Selbstäusserungen oder Aussenbilder?, In: Jacqueline Giere (Hrsg.), Die gesellschaftliche Konstruktion des Zigeuners: zur Genese eines Vorurteils (= Wissenschaftliche Reihe des Fritz-Bauer-Instituts, 2), Campus, Frankfurt am Main 1966, S.46–86.
- ↑ Vgl. auch George Borrow : The Zincali. An account of the gypsies of Spain. (1841; Neuausgabe London 1923).
- ↑ Stichwort „Zigeuner» in Meyers Konversationslexikon von 1888
- ↑ Was damals Rechtens war, In: Die Zeit, Nr.17/1980 br-online.de (PDF)
- ↑ Stellungnahme des Zentralrats der Sinti und Roma, landtag-bw.de ( Memento vom 31. Januar 2012 im Internet Archive ) (PDF), S.3.
- ↑ Der Zeithistoriker Eberhard Jäckel formuliert sie in einem Beitrag zur Debatte um den Text für ein Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas, in: FAZ, 5. Februar 2005
- ↑ Johann Erich Biester: Über die Zigeuner; besonders im Königreich Preußen, In: Berlinische Monatsschrift, Bd.21, 1793, S.108–165, 360–393, hier S.364 f.
- ↑ Werner Wied: Von mancherlei wandernden und fahrenden, handelnden und bettelnden Leuten, In: Gerhard Hippenstiel, Werner Wied (Hrsg.): Wittgenstein III. ein Lesebuch zur Volkskunde und Mundart des Wittgensteiner Landes, Bad Laasphe 1984, S.493–506, hier S.502.
- ↑ O. Glaubrecht : Der Zigeuner, Halle (Saale) 1907, S.42 f.
- ↑ Gustav Freytag: Bilder aus der deutschen Vergangenheit.2. Bd., 1. Abt.: Vom Mittelalter zur Neuzeit, Berlin o.J. (1920), S.464 ff.
- ↑ Siehe: Ulrich Friedrich Opfermann: „Seye kein Ziegeuner, sondern kaiserlicher Cornet». Sinti im 17. und 18. Jahrhundert. Eine Untersuchung anhand archivalischer Quellen, Berlin 2007, S.21.
- ↑ Anna-Lena Sälzer: Arme, Asoziale, Außenseiter. Künstler- und „Zigeuner»-Diskurse von 1900 bis zum Nationalsozialismus. In: Herbert Uerlings, Iulia-Karin Patrut (Hrsg.): „Zigeuner» und Nation. Repräsentation-Inklusion-Exklusion. Frankfurt am Main u.a.2008, S.203–230.
- ↑ Karola Fings : Der Weg in den Völkermord, In: Karola Fings, Ulrich Opfermann (Hrsg.): Zigeunerverfolgung im Rheinland und in Westfalen.1933–1945. Geschichte, Aufarbeitung und Erinnerung. Paderborn 2012, S.53–71.
- ↑ Wolfgang Benz : Vom Vorurteil zur Gewalt. Herder Verlag, 2020, ISBN 978-3-451-38596-4, S.359 ff.
- ↑ Ludwig-Maximilians-Universität München : Roman Hanig: Die dämonische Hierarchie des Engelwerks. (PDF; 1,7 MB) In: Münchener Theologische Zeitschrift,49/3, 1998, abgerufen am 20. November 2020,, S.244.
- ↑ Karola Fings, Ulrich Opfermann: Glossar. In: Zigeunerverfolgung im Rheinland und in Westfalen.1933–1945. Geschichte, Aufarbeitung und Erinnerung. Paderborn 2012, S.337–359, hier S.350.
- ↑ Gerhard Laaf: Ein Siebzigjähriger engagiert sich für die Cinti, In: Süddeutsche Zeitung, 22. Dezember 1978.
- ↑ Zu Amaro Drom siehe die prägnante Stellungnahme des Vorsitzenden: „Die größte Beleidigung ist die Bezeichnung,Zigeuner‘». In: taz, 27. Januar 2011, Onlinefassung,
- ↑ Zur Diskussion der Bezeichnung und der von ihr getragenen Inhalte aus der Sicht unterschiedlicher Verfasser und aus Anlass eines „Zigeuner-Festivals» siehe: Unterm Strich. Nachbetrachtungen zum „Zigeunerfestival» in Köln, in: Nevipe, Nr.4 – 2012, S.14–21, in: Archivierte Kopie ( Memento des Originals vom 26. Dezember 2013 im Internet Archive ) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.,
- ↑ Vgl. die alte (jetzt verschobene) mit der neuen HP: Ursprungsversion: SAD, Sitz Köln ; Neuversion: SAD, Sitz Hildesheim ( Memento vom 7. Juni 2015 im Internet Archive ).
- ↑ Nach mit Zitat versehener Auskunft der Zeitschrift Deutsche Sprachwelt :,
- ↑ Michael Faber: Schausteller. Volkskundliche Untersuchung einer reisenden Berufsgruppe im Köln-Bonner Raum, Bonn 1982, 2. durchges. Auflage, S.24.
- ↑ Michael Klein: Auswertung von quantitativen Daten zur Erhebung. In: Daniel Strauß (Hrsg.): Studie zur aktuellen Bildungssituation deutscher Sinti und Roma. Dokumentation und Forschungsbericht, Marburg 2011, S.17–50, hier S.10 f., ferner S.48–50, 99.
- ↑ Nicht jeder Fahrende ist ein Zigeuner. In: Scharotl. Jahrgang 17, 1992, Heft 1, S.21.
- ↑ Willi Wottreng, Daniel Huber: Die Sterne hängen nicht zu hoch. Zur Anerkennung der Jenischen in der Schweiz und in Europa. In: Elisabeth Hussl, Martin Haselwanter, Horst Schreiber (Hrsg.): Gaismair-Jahrbuch 2021, «Ohne Maske». Studienverlag, Innsbruck 2020, S.96–102.
- ↑ Siehe etwa: Walter Leimgruber, Thomas Meier, Roger Sablonier: Das Hilfswerk für die Kinder der Landstrasse. Historische Studie aufgrund der Akten der Stiftung Pro Juventute im Schweizerischen Bundesarchiv. Schweizerisches Bundesarchiv, Bern 1998, ISBN 3-908439-00-0 (Bundesarchiv Dossier 9, PDF; 223 MB).
- ↑ Ulrich Opfermann: „Die Jenischen und andere Fahrende». Eine Minderheit begründet sich. In: Jahrbuch für Antisemitismusforschung. Band 19, 2010, S.126–150.
- ↑ https://www.moneyhouse.ch/de/company/genossenschaft-fahrendes-zigeuner-kultur-3145801461
- ↑ Willi Wottreng: Zigeunerhäuptling. Vom Kind der Landstrasse zum Sprecher der Fahrenden – Das Schicksal des Robert Huber. Orell Füssli Verlag, Zürich 2010, ISBN 978-3-280-06121-3,
- ↑ Isabella Huser: Zigeuner. Bilgerverlag, Zürich 2021, ISBN 978-3-03762-093-9,
- ↑ Siehe: roma-service.at, volksgruppen.orf.at volksgruppen.orf.at,
- ↑ Neuer Name für „Zigeunerseelsorge»,, Radio Vatikan, 11. Mai 2010. Hoffnungszeichen, in: Antiziganismuskritik 2 (2010), H.2, S.4, siehe: antiziganismus.de ( Memento vom 31. August 2014 im Internet Archive ) (PDF). Es ist dort allerdings nicht die neue Bezeichnung, sondern stattdessen falsch der innerhalb der Roma-Gemeinschaft minderheitliche Sprachgebrauch des Zentralrats wiedergegeben.
- ↑ Geschichte, Aufgaben und Tätigkeitsfelder der „Katholischen Seelsorge für Roma, Sinti und verwandte Gruppen». (pdf; 2,4 MB) „Katholische Seelsorge für Roma, Sinti und verwandte Gruppen» im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz, abgerufen am 19. Oktober 2022,
- ↑ Guido Becker: Ein „fahrender Geselle» der Gottesmutter. In: Pfadfinder Mariens, 1. Tertial 2018, S.8.
- ↑ Andrea Röpke : Mädelsache! – Frauen in der Neonazi-Szene. Christoph Links Verlag, Onlinefassung Berlin 2012. ISBN 978-3-86153-615-4,
- ↑ Barbara Hans, Christian Wiesel : Christlicher Fundamentalismus – Kirche der Extreme. Spiegel online vom 5. Februar 2009
- ↑ Petra Bleisch: Engelwerk. Evangelische Informationsstelle: Kirchen – Sekten – Religionen, 1998, Abruf 21. April 2018
- ↑ John Schneider: Sex-Streit von Auerbach: Wird er unterschätzt?, Abendzeitung vom 9. November 2001
- ↑ Karola Fings: „Rasse: Zigeuner». Sinti und Roma im Fadenkreuz von Kriminologie und Rassenhygiene 1933–1945, In: Herbert Uerlings, Iulia-Karin Patrut (Hrsg.): Zigeuner und Nation. Repräsentation – Inklusion – Exklusion (Inklusion/Exklusion. Studien zu Fremdheit und Armut von der Antike bis zur Gegenwart, Bd.8), Frankfurt am Main et al.2008, S.273–309, hier S.274.
- ↑ Ulrich Friedrich Opfermann: „Seye kein Ziegeuner, sondern kayserlicher Cornet.» Sinti im 17. und 18. Jahrhundert, Berlin 2007, S.32.
- ↑ Hermann Arnold, Press Germany topay. Der „Sinti und Roma»-Schwindel, o.O.2004. Das Manuskript fand keinen Verlag mehr.
- ↑ Eberhard Jäckel: Denkmal-Streit,, in: FAZ, 5. Februar 2005.
- ↑ Bernhard Streck an den Kölner Tsiganologen Rüdiger Benninghaus, 13. April 2004, nach dessen Homepage, Stand: 28. Dezember 2009.
- ↑ Olaf Guenther, Henning Schwanke: Überrollte Figuren und moderner Kreisverkehr. Bernhard Streck, dem spiritus rector der Leipziger Tsiganologie zu Ehren, in: Blickpunkte, Nr.9, August 2010, S.10–18, hier S.15, siehe auch: uni-leipzig.de ( Memento vom 31. Januar 2012 im Internet Archive ) (PDF).
- ↑ So beispielsweise programmatisch bei der Vorstellung einer Publikation über eine Vielfalt ethnischer Gruppen am Schwarzen Meer: buch.de ( Memento vom 21. September 2013 im Internet Archive ).
- ↑ Siehe z.B. Joachim Krauß, „Zigeunerkontinuum» – die Raum und Zeit übergreifende Konstanz in der Beschreibung von Roma in Theorie und Empirie, in: Jahrbuch für Antisemitismusforschung, Bd.18 (2009), S.161–180.
- ↑ Archivlink ( Memento vom 11. November 2013 im Internet Archive ).
- ↑ Thorsten Eitz, Georg Stötzel, Wörterbuch der „Vergangenheitsbewältigung» (= Die NS-Vergangenheit im öffentlichen Sprachgebrauch, Bd.2), Hildesheim 2009, S.599.
- ↑ Stellungnahme des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma zum Entwurf eines Gesetzes zur Umsetzung europäischer Antidiskriminierungsrichtlinien, BT-Drs.15/4538, Anhörung im Deutschen Bundestag – Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 7. März 2005, in:,
- ↑ Parallelbericht zu dem Bericht der Bundesrepublik Deutschland vom 23. Januar 2007 für das United Nations – Committee on Elimination of Racial Discrimination (CERD),
- ↑ Stellungnahme des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma zum Entwurf eines Gesetzes zur Umsetzung europäischer Antidiskriminierungsrichtlinien, BT-Drs.15/4538, Anhörung im Deutschen Bundestag – Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 7. März 2005, in:,
- ↑ Am 7. Dezember 1935 verfügte Reichsinnenminister Frick, in Presseberichten und amtlichen Verlautbarungen zu Straftaten oder Verdächtigungen gegenüber Juden und Sinti und Roma stets deren „Rasse» zu erwähnen.
- ↑ Medientagung Zentralrat Deutscher Sinti und Roma und Deutscher Presserat, 5. November 2009: Archivlink ( Memento vom 2. Dezember 2013 im Internet Archive ); Siehe auch: Felix M. Steiner, Interview mit Silvio Peritore, Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, 19. Dezember 2012:,
- ↑ Siehe die Beiträge zum Thema „Roma» und die jeweilige Verlinkung auf das Welt-Glossar im Abschnitt „Das Volk der Sinti und Roma» des Artikels, Glossar S.8, z.B. auf:,
- ↑ In FAZ, 9. August 2013:,
- ↑ „Antiziganismus ist salonfähig». Gespräch mit Romani Rose, in: Wolfgang Benz, Sinti: Die unerwünschte Minderheit. Über das Vorurteil Antiziganismus, Berlin 2014, S.49–63, hier S.50.
- ↑ „Antiziganismus ist salonfähig». Gespräch mit Romani Rose, in: Wolfgang Benz, Sinti: Die unerwünschte Minderheit. Über das Vorurteil Antiziganismus, Berlin 2014, S.49–63, hier S.50 f., 62.
- ↑ Gleichstellung. Weniger Tabus, kaum mehr Rechte,, in: FAZ.net, 3. Juli 2007. antidiskriminierungsstelle.de,
- ↑ Anzeige wegen Volksverhetzung ( Memento vom 24. Dezember 2013 im Internet Archive ), in: Hersfelder Zeitung/Kreis-Anzeiger, 23. Oktober 2009; siehe auch: Lorey soll sich entschuldigen! ( Memento vom 24. Dezember 2013 im Internet Archive ), in: Hersfelder Zeitung/Kreis-Anzeiger, 19. November 2009.
- ↑ Bundes-Gleichbehandlungsgesetz: Archivlink ( Memento vom 24. Dezember 2013 im Internet Archive ).
- ↑ Romano Centro (Hrsg.), Antiziganismus in Österreich. Dokumentation rassistischer Vorfälle gegen Roma/Romnija und Sinti/Sintize, Wien 2013, S.6.
- ↑ Zit. nach: Romano Centro (Hrsg.), Antiziganismus in Österreich. Dokumentation rassistischer Vorfälle gegen Roma/Romnija und Sinti/Sintize, Wien 2013, S.9.
- ↑ Der Begriff „Zigeuner» war noch bis in die 1990er Jahre gängige Ausdrucksweise in den Dokumenten der Europäischen Union und ihrer Vorgängerinstitutionen (so etwa in den Entschließungen des Europäischen Parlaments von 1984 und 1994, siehe Roma-Politik der Europäischen Union ).
- ↑ Siehe die undatierte, aber nicht vor 2008 formulierte Aussage auf der Homepage der Europäischen Kommission,
- ↑ Siehe z.B. die NPD im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern und die Reaktionen aller anderen Parteien im Juli 2010: endstation-rechts.de,
- ↑ Siehe die Beispiele aus den Zeitschriften Die Aula, Fakten und Zur Zeit in: Romano Centro (Hrsg.), Antiziganismus in Österreich. Dokumentation rassistischer Vorfälle gegen Roma/Romnija und Sinti/Sintize, Wien 2013, S.9.
- ↑ Siehe z.B. Anna Müller, 89. Landtagssitzung in Sachsen: Rechtsextreme beschwören „Roma-Invasion», in: Endstation Rechts, 20. Dezember 2013, ; Schweizer „Weltwoche» empört mit Roma-Artikel, in: Der Standard, 6. April 2012,,
- ↑ Siehe zum Beispiel Bo Hazell, Resandefolket. Från tattare till traveller, Stockholm 2002.
- ↑ Rumänien: Zigeuner statt Roma zitiert nach: taz, roma-service.at ; Spanien: zur spanischen Debatte um das Wort „gitano» siehe zum Beispiel: dROMa, 12/2006: Nur ein Wort?/Tschak alav? (PDF; 1,2 MB).
- ↑ Brigitte Mihok, Peter Widmann, Sinti und Roma als Feindbilder, in: bpb.de,
- ↑ Zum Gesamtabschnitt und den Zahlenangaben und ihre Ausdeutung: Markus End: Gutachten Antiziganismus. Zum Stand der Forschung und der Gegenstrategien. Marburg 2013, S.15–21.
- ↑ Siehe Michael Zimmermann : Rassenutopie und Genozid. Die nationalsozialistische „Lösung der Zigeunerfrage». Hamburg 1996, S.57.
- ↑ Vgl.z.B. als zeitgenössische Erscheinung mit dem Abstand einer Generation: „Zickzack – Zigeunerpack» – Ein Gespräch mit Hugo Franz, in: Einer muß überleben. Gespräche mit Auschwitzhäftlingen 40 Jahre danach, hrsg. von der ESG Bonn, Düsseldorf 1984, mit: Ronny Blaschke: Zick, zack, Zigeunerpack, In: Süddeutsche Zeitung, 28. Mai 2010.
- ↑ Siehe: Zentralrat der Sinti und Roma stellt Strafantrag wegen Hetzparolen. Vorwurf der Volksverhetzung und Beleidigung gegen Randalierer ( Memento vom 12. März 2012 im Internet Archive ), in: Freie Presse, 11. Januar 2012; Strafanzeige gegen Narren. Staatsanwalt ermittelt wegen Volksverhetzung, in: Schwäbische Zeitung, 7. Februar 2005 ( Archivlink ( Memento vom 18. Oktober 2011 im Internet Archive )). Gegen die Einstellung der Ermittlungen erhob der Zentralrat der Deutschen Sinti und Roma Verfassungsbeschwerde. Sie wurde abgelehnt. Die Handlungsweise habe nur der Belustigung gedient, siehe: BVerfG v.22.06.2006 – 2 BvR 1421/05 ( Memento vom 19. Februar 2014 im Webarchiv archive.today ). Vgl. die Anzeige des Zentralrats gegen rechtsextremistische Fußballfans im Januar 2012: Nach Hallen-Turnier-Randale. Zentralrat der Sinti und Roma stellt Strafantrag, in: Schwäbisches Tagblatt, 11. Januar 2012, siehe auch:,
- ↑ Duden zu zigeunern : und herumzigeunern :,
- ↑ Kelly’s benennt Zigeunerräder um, ORF.at, 16. August 2020, abgerufen am 17. August 2020.
Welche Roma Gruppen gibt es?
Roma Gruppen Neben den verschiedenen Namen, die Gadže den Roma gegeben hat, verwenden die Roma andere Namen, um sich selbst zu beschreiben – ihr Gruppenzugehörigkeit. Clans und Abstammung sollten nicht mit Gruppen verwechselt werden. Sie sind die nächste Unterteilungsebene unterhalb der Gruppen.
Die Grösse der Gruppen kann von einigen Tausend (wie die Lotfitka-Roma, die lettischen Roma) bis zu über einer Million, wie die Balkan-Arlii, variieren. Eine gemeinsame Geschichte, eine Einheit in Berufen und Traditionen sind der Ursprung der verschiedenen Roma-Gruppen. Die Gruppenidentität spiegelt sich eins zu eins in der Romanes-Variante wider, die sie sprechen.
Um nur ein Beispiel zu nennen: Die Xaladytka-Roma, die von Ostpolen bis Russland und anderen Ländern anzutreffen sind, waren allesamt Pferdehändler und Musiker, verbrachten eine lange Zeit in Deutschland, höchstwahrscheinlich zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert, was sich in ihrem großen deutschen Wortschatz widerspiegelt, gelangten nach Polen und schliesslich im XVIII.
Grob gesagt gibt es vier Hauptströmungen von Roma-Gruppen: Die Balkan-Roma mit einem ziemlich großen türkischen Vokabular; die Vlach-Roma, die in das heutige Rumänien eingewandert sind und einen großen rumänischen Einfluss in ihren Dialekten haben; die Karpaten-Roma, die in der Tschechischen und Slowakischen Republik, in Ungarn und in Österreich zu finden sind, mit einer stärkeren Schicht slawischer Lexeme in ihrer Sprache; die nordischen Roma mit starkem deutschen Einfluss. Die häufigsten und bekanntesten Gruppen sind: Balkan: Kirimlides, Arlii, Erlii, Jerlides, Sepetčides, Bugurdži, Kalajdži, Drindari. Karpatische: Czech, Moravian, Hungarian, West and East Slovakian and Burgenland Roma Vlax: Servi, Vlaxurja, Rišarja, Kalajdži, Vlax, Džambaši, Laxora, Gurbeti, Cerhara, Čurara, Mačvaja, Patrinara, Lovara, Dirzara, Mašara, Kalderaša, Rudari, Bejaša, Ursari, Lingurari and Gurvara Nordische Abruzezzi, Calabrezi, Cale, Kaale, Lotfitka, Manouches, Volšenenge, Polska, Sinti, and Xaladytka
: Roma Gruppen